Über das Paradise Valley nach Gardiner und als erstes Highlite
im Park, die leider fast total trockenen Mammoth Hotsprings. Weisse
Sinterterassen und Schwefeldampf. Von dort weiter über das Norris
Geysir Basin nach Canyon Village (dort einige Fliegen besorgt) und
zu Bay Bridge Campground. Ich wusste nicht, dass es einen so hässlichen
Campground geben kann. Camper an Camper. Die Nacht war kalt aber
unter einem warmen Schlafsack ist das kein Problem - nur das Aufstehen
macht mir weniger Spass wenn der Camper so kalt ist. Das häufig
übliche über Nacht durchlaufen lasssen der Heizung erscheint
uns zu nervig - bei dem Gebläselärm ist schlafen kaum vorstellbar.
Dann lieber etwas frösteln am Morgen (frieren tut morgens eh nur
der flo ;-).. Wir hatten beim Betreten des Parks beschlossen ab
Montag an den Slough Creek zu wandern und uns die entsprechend notwendige
Permit geholt. Daher begaben wir uns jetzt, am Sonntag, langsam
wieder Richtung Slough Creek, also zurück nach Norden, um am Montag
früh zu diesem Traumgewässer starten zu können. Auf dem Weg sahen
wir uns noch die Mud Vulcanoes (heisse Schlammtöpfe, die vor sich
hin blubbern - nicht sonderlich spektakulär) an und erreichten nach
einem ruhigen Tag früh am Mittag den Campground am Slough Creek.
Dort liessen wir den Nachmittag gemütlich angehen und assen erst
etwas in der wunderbaren Nachmittagssonne , ich schrieb ein paar
Zeilen am Travelogue, wir packten unsere Sachen für die nächsten
vier Tage und dann alles in die Rucksäcke, die danach irgendwie
viel zu schwer waren. Geschätzt unvernünftige 25 bis 30kg. Für drei
Tage Campen und Fischen braucht man halt einiges an Ausrüstung,
wenn man alles, ausser Wasser mitnehmen muss. Als Nahrung für die
Tage wählten wir Reis und Nudelgerichte mit mehr oder minder fertigen
Sossen. Fische braten wäre im Grizzly Country eine selbstmörderische
Idee gewesen. Die Devise war es, möglichst jeden intensiven Geruch
der auf Nahrung hindeutet zu vermeiden und aufs Genaueste vom Zelt
fern zu halten. Das bedeutet, dass man wie überall, wo Bären sind
ca. 100Meter vom Zelt kocht und auch dort seine Essensvorräte in
3 Meter Höhe über einem speziellen Balken an einem Seil hochgezogen
aufbewahrt. Möglichst sollte man auch die Kleidung die man beim
Kochen trug nicht mit ins Zelt nehmen. Das Lagern der Nahrung erwies
sich auch noch aus anderen Gründen als Vorteilhaft. Doch dazu später
mehr.
Am Abend assen wir noch einmal ausführlich und gut, tranken Corona
und freuten uns auf den Ausflug. Ich band danach noch ein paar Fliegen
und wir rauchten eine Zigarre von denen, die Jörg von seinem Urlaub
auf den Canarischen Inseln mitgebracht hatte. Nach dem ersten Drittel
gewannen sie zusehens, um dann ganz angenehm zu werden.
Der Start am folgenden Tag wurde durch einen notwendigen Anruf
beim Postoffice in Hardin verzögert. Wir hatten uns zwei Bellyboats
(oben schon mal beschrieben) dorthin postlagernd bestellt. Da diese
Packete zusammen die Grösse einer kleinen Waschmaschine haben, wollte
ich das sortige Postamt vorwarnen, damit die das nicht gleich wieder
zurückgehen lassen und wir ohne da stehen. Irgendwann war auch das
erledigt und wir wieder beim Trailhead. Den verliessen wir so gegen
elf vormittags und machten uns auf die drei Stunden zum Third Meadow
des Slough Creeks. Anfangs steigt der Weg recht steil und ich hatte
arge Probleme als nicht geübter Rucksackträger meine Hüften davon
zu überzeugen, dass das ganze notwendig sei. Zum Glück gab es aber
keine bleibenden Schäden. Das Wetter war wunderbar, bereits wunderbare
Herbstverfärbung der Aspen versüsste jede Wegbiegung. Wir sahen
einen, der erst 1995 wieder eingebürgerten Wölfe aus rechter Nähe,
wie er gerade am hellichten Tag unseren Weg kreuzte. Nach knapp
drei Stunden mit kurzer Rast erreichten wir den Third Meadow und
den uns per Permit zugewiesenen Camp Platz, also den Bärenbalken
und Feuerring. Ich baute das Zelt auf und machte die unschöne Entdeckung,
dass wir die Butter vergessen hatten. An sich nicht tragisch, aber
Butter war für fast alle unsere Fertiggerichte eine vorgesehene
Zutat und Mameladenbrot schmeckt mit Butter einfach besser, so machte
mich diese Nachlässigkeit doch sauer. Naja eine vergessene Fliegenrute
wäre schlimmer.
An dem Nachmittag versuchten wir noch erfolglos unsere Fischkünste
an den sonst eher opportunistischen Cuts des Slough Creeks. Wirklich
Schneider geblieben!
Wir kochten unser Essen und sassen noch am Lagerfeuer, dass die
notwendige Wärme lieferte. Die Kälte der sternenklaren Nacht zog
herauf. Wir verkrochen uns in unserem Zelt und den Schlafsäcken
und versuchten mehr oder minder schlecht zu schlafen. Irgendwie
war es zu kalt. Auf 2300 Meter im September bei klarer Luft hat
es wohl so zwischen minus 5 und minus 10°C. Zittern war in dieser
Nacht die einzige Lösung.
Am Morgen - als erstes das Feuer anzünden und erst dann Wasser
holen und Tee und Kaffee kochen. Das Müsli mit heisser Pulvermilch
löffeln. Schmeckte irgendwie ungewohnt - das frische Obst drinnen
fehlte. Gegen elf waren wir dann erst am Wasser, obwohl wir ja direkt
daneben campierten - die Kälte verlangsamt alles... Der Tag wurde
dann wunderbar warm und sonnig, sicher um 20°C. Gegen Nachmittag
zog sich der Himmel allerdings zu und zunehmnder Wind kündigte ein
mögliches Gewitter an. Die Fischerei war nicht leicht, die Fische
verweigerten häufig im letzten Moment die Fliege und drehten ab.
Erfolgreiche Muster waren selten kleine Parachute Adams, Grösse
18, aber besonders Olive Duns 16-18, Pheasenttail Nymphen und Goldkopf
wegen der geringen Strömung eher nur vereinzelt. CDC, Aufsteiger
mit grünlich-gelbem Körper funktionierten auch manchmal. Die Fische
lernen hier über die kurze Saison einiges und werden vorsichtiger.
Nach meiner Erinnerung von 1995 war die Fischerei im Verlgeich diesmal
eher slow. Am frühen Abend zog das Wetter dann ganz zu und ein kräftiger
Sturm und ein Gewitter begannen. Unangenehme Erinnerungen an ein
sehr schlimmes Gewitter von 1995 wurden wach. Wir kochten schnell
unser Essen und verzogen uns ins Zelt. Zum Glück verzog sich das
Gewitter bald wieder.
Es war der 18. September 2001 - drei Jahre sind seit dem 18. September
1998 in Ryd, Linköping, Schweden vergangen.
Am nächsten Morgen war der Regen auf dem Zelt gefroren - praktisch,
dann tropft nichts ins Zelt wenn man es öffnet. Gleiche Prozedur
mit Feuer zum wärmen und komischem Müsl. Die Fischeri allerdings
wurde besser, ich hatte mich zwar Vormittags in einen Pool voller
Problemfische verbissen, aber am Nachmittag zeigte mir Ines eine
Stelle an der sie gut gefangen hatte und ich in der Folge auch noch
meine Fische überlisten konnte. Und das war je nach Fisch hier wirklich
wörtlich zu nehmen. Einige konnte man recht leicht zum Anbiss verleiten,
andere aber wollten die Fliege perfekt am 2lbs Vorfach direkt ins
Maul serviert haben und dann auch noch den heiklen Cut-Anhieb richtig
zu setzen, also genau die richtige Verzögerung - viele Versuche
sind da notwendig.... - das war schwierig. Nachmittags sah es wieder
nach Gewitter aus. Wir verzogen uns ins Zelt und es gab eine Vorlesestunde
mit einer recht sonderbaren Kurzgeschichte die die Frage aufwarf,
was denn der Inhalt dieser Geschichte sei, bzw. ob sie überhaupt
einen hatte. Abends sahen wir fasziniert den Mitbewohnern unseres
Campplatzes zu: Mäuse, die sich bei Dunkelheit aus ihren Löchern
wagten und emsig ihren Wintervorrat sammelten. Ich konnte eine vorübergehend
mit einer improvisierten Falle fangen. Sie liessen sich davon aber
nicht beirren und liefen weiter zwischen unseren Beinen und Vorräten
umher-Zum Glück war unser Essen ja aufgehängt und damit in unserer
Abwesenheit sicher. Eingentlich waren wir für die folgende Nacht
für einen eine halbe Stunde flussab liegenden Campground eingeteilt,
aber wir beschlossen um den Umzug zu sparen und diesen schönnen
Platz nicht zu früh zu verlassen einfach zu bleiben und im Fall
anderer Camper diese inoffziell um Erlaubnis zu bitten. (Am Slough
legt man sich durch die BackPacking Permit auf bestimmte Grounds
fest und kann dies eigentlich nicht eigenmächtig ändern) Wir hatten
Glück, es kam niemand mehr an diesem Abend. Kleiner Höhepunkt
dieses Tages war eine Elchkuh mit ihrem Kleinen, Ines meinte, nachdem
dies schon die zweite Kuh war die wir seit dem Rock Creek sahen,
dass sie hier ja mehr Elche in drei Wochen als in Schweden in einem
Jahr sehen würde.
Am nächsten Tag versuchten die Fische noch einmal ihr gesamtes
Können unter Beweis zu stellen und mir gelang es an diesem Tag nicht
eine von der Fliege zu befreien - die die ich soweit brachte machten
das vor einer möglichen Landung selbst. Mir machte die Fischerei
am Slough mitte September einen recht herausfordernden und teilweise
mühsamen Eindruck. Der Vorteil ist, das langsam weniger los ist
und die Mücken des Sommers einen nicht stören. Die Fische allerdings
sind teilweise eine Herausforderung. August oder Juli erscheinen
da auch wegen der wärmeren Nächte als geeigneter.
Gegen Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg. Nach zwei einhalb
Stunden zügigen Marsches inklusive einer viertel Stunde Pause hatten
wir die 12km Weg hinter uns gebracht und waren wieder am Auto. Auspacken
und alles verstauen. Keine 25kg mehr auf dem Rücken... Der nahe
und für unsere folgenden Pläne praktische Slough Creek Campground
war natürlich voll (Es war Freitag abend und viele Amerikaner nutzen
ihr Wochenende für Ausflüge). Der nächstgelegene Soda
Butte natürlich auch. Also raus aus dem Park, die 40km in den National
Forest hinter Cook City und dort auf den ersten recht schönen Platz.
Auffangbecken für Yellowstone Flüchtlinge - im Sommer ist es hier
sicher schnell voll. Bei uns war er kaum belegt. (12$, Wasser, ca.
2km hinter Cook City).
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