Die Stärkung erfolgte durch eine Weinprobe in einer der auf den
folgenden Kilometern Richtung Osten zahlreichen Wineries die ihr
Winetasting jeweils unübersehbar durch Schilder ankündigen. Wir
wählten eine aus, assen noch etwas und machten uns daran die Weine
der Region zu probieren. Cabernet Sauvignon, Zinfandel, Merlot und
andere Trauben. Gravierende Unterschiede zwischen einem 98er und
einem 99er Cabernet blieben auch uns nicht verborgen und gaben den
Ausschlag zum Kauf zweier Flaschen des Letzteren und eines Zinfandels
der in seiner reinen Form sehr speziell und ungewohnt aber durchaus
trinkbar ist. Uns gelang etwas was wohl selten gelingt: Wein zu
kaufen ohne Steuern zahlen zu müssen. Der Grund war der Sturm der
vergangenen Nacht der wohl einige Stromleitungen beschädigt hatte,
so dass die Kasse nicht funktionierte und an diesem Tag alles am
Finanzamt vorbei verkauft wurde. Das lies die investierten 32$ für
drei Flaschen - sicher nicht hervorragenden Weines - etwas besser
verschmerzen.
Leicht angeheitert (es war zwar nicht der Fall, aber es liest sich
besser) ging es weiter nach Osten. Die Fahrt war unspektakulär und
beschränkte sich auf blosses Vorwärtskommen. Auf der Gegenspur des
Freeways war unglaublich dichter und unverständlicher Verkehr -
war etwa ganz L.A. am Thanksgiving-Wochenende in Las Vegas? Auf
den paar hundert Kilometern bis zum gewählten Camp-Platz in der
Mojave Scenic Area kamen uns sicher einige hunderttausende Autos
entgegen. Unerklärlich. Im Nord-Osten von L.A. ist einfach weit
und breit nichts ausser eben Las Vegas... Kaum waren wir zehn Kilometer
in das Mojave Scenic Area und durch nächtliche einsame Wüstenlandschaft
gefahren fanden wir auch schon einen geeigneten Platz am Strassenrand
für die Nacht. Wir waren weitgenug vom Freeway weg um nichts davon
zu hören. Jedoch kratzten wir nur an dieser einsamen Region der
Mojave die auf hunderten von Quadratmeilen als Wildernesarea gilt
- also ohne Strassen, Wege und Bebauung.
Las Vegas. Vorneweg: manche liebe es, ich gehöre eher zu denen
die zwar auch bis zu einem gewissen Grad der Faszination unterliegen
aber über den Irrsinn und Grössenwahn der dahinter steht ab einem
bestimmten Punkt nicht hinwegsehen können.
Wir brauchten für den uns erwartenden Schnee weiter im Osten in
Utah und Arizona neue Vorderreifen, das stand fest. Ideal wäre es
hier in Las Vegas. Aber wir waren mal wieder an einem Wochenende
in der Stadt und die einschlägigen Reifenhändler hatten allesamt
zu. Naja andere Städte würden noch am Weg liegen aber bequem wäre
es gewesen. So machten wir uns auf die sich immer schwierig gestaltende
Suche nach einem Internetcafe und fanden es schliesslich in Form
einer Zokker-Halle, in der ca. 40 vernetzte Computer für den gruppenweisen
Genuss einschlägiger Spiele bereitstanden. (Erklärung: bei diesen
Spielen wird viel geschossen und es spritzt viel virtuelles Blut).
Alles nicht bemerkenswert, aber die mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke
laufende Musik und der Sound der bespielten Computer war es. Mailing
unter erschwerten Bedingungen.
Mit den letzten Strahlen der untergehenden Sonne machten wir unseren
Spaziergang den Strip entlang. Das Venecian mit seiner Nachbildung
des Campanile, des Dogenpalastes und der Indoor-Nachbildung des
Canale Grande mit gechlortem Wasser und Gondoliere die diesen Namen
nicht verdienten, da sie die Gondeln mit Hilfe von Elektromotoren
steuerten (Show ist alles!) zog uns dann doch an. Verrückt. Hier
als funktionierendes Modell in Originalgrösse gab es plötzlich das
was man vermisst, wenn man Europa verlässt: gemütliche Cafes, echte
Bäcker und Häuser die älter sind als man selbst. Allerdings alles
voll synthetisch unter künstlichem Dämmerungshimmel und garantiert
regenfrei.
Überall liest man von den günstigen Bufets in Las Vegas, ich war
skeptisch. Im Rio sollte es ein gutes Seafood-Bufet für 15$ geben.
Leider war diese Information eher Wunschdenken von uns und der Preis
bezog sich auf die billige unspezifische Variante, das Seafood-Bufet
sollte 27$ pro Person kosten - soviel kann es weder wert sein noch
kann man soviel veressen, wir liesen das Bufet Bufet sein und fuhren
nach Osten ins Valley of Fire weiter. Hungrig blieben wir auch dort
nicht.
Endlich waren wir in dieser faszinierenden Landschaft des Colorado
Plateaus mit Ihren Wüsten, Canyons und zahlreichen aussergewöhnlichen
Sandsteinformationen. Das Valley of Fire machte den Anfang. Bizzare
Sandstein-Boulder, Haufen und Formationen die im flachen Licht der
unter- oder aufgehenden Sonne wie Feuer leuchten geben diesem Tal
den Namen. Diesen Lichtverhältnissen Tribut zollend standen wir
in der Früh vor der Sonne auf und fuhren zu einem besonders interessanten
Aussichtspunkt. Langsam kroch die Sonne hervor und beleuchtete die
Szenerie des Tals und der Felsen in sich kontinuierlich änderndem
Licht. Was dabei als dauerhaftere Erinnerung als die unmittelbaren
Sinneseindrücke rauskam, werden die Dias zeigen. Beide Campgrounds
im Valley bezaubern durch ihre Lage in mitten dieser Sandsteine.
(Teilweise wohl voll, je nach Jahreszeit und Wochentag, ein Campground
Duschen, Dumping, 12$(?)).
Gegen Mittag fuhren wir von Nevada, über ein Eck in Arizona weiter
nach Utah und dort mit St. George in einen der wenigen grösseren
Orte im Süden dieses mormonischen und prohibitiven Bundesstaates.
Der erste Gedanke galt wieder den Vorderreifen. Und im ersten Big-O-Tire
(die Bedeutung des O wurde mir erst später klar) hatten wir Glück.
Für 140$ hatten wir zwei neuere (nur wenige tausend Kilometer gefahrene)
Vorderreifen mit ca. viermal so tiefem Profil wie die alten Reifen.
Diese haben bereits einige Male bei Bremsungen auf regennasser Strasse
gemeint, jegliche Traktion verlieren zu müssen. Bei einem Fahrzeuggewicht
von ca. fünf Tonnen etwas unangenehm. Neben der Montage der neuren
Vorderreifen bat ich auch darum den Luftdruck der anderen Reifen
zu kontrollieren. Der innere hintere Linke Reifen erschien mir irgendwie
etwas luftarm zu sein. Nach einer knappen Stunde war das Auto wieder
fahrbereit und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Allerdings war
es auch mittlerweile dringend angeraten die Festplatte des Notebooks
von den ganzen DigiCam Images zu befreien. Nur noch wenige Megabyte
waren frei und die nächste Ladung an Fotos hätte keinen Platz mehr
gehabt. Ein Computerladen erwies sich als überaus unfähig - nicht
überraschend - vielmehr die Tatsache, dass sich einer fand der einen
guten Eindruck hinterlies und seine Dienste für den folgenden Tag
und 39$ anbot. Also mussten wir hier noch einen Tag ausharren. Den
Abend verbrachten wir teilweise mit der etwas skurrilen Beschäftigung
den örtlichen Wal-Mart unsicher zu machen und uns über das Sortiment
lustig zu machen. Das übrigens gänzlich anders ist als das der Wal-Mart
Filialen in Deutschland. Hier umfasst es von Nahrungsmittel die
nur einen kleinen Bereich einnehmen über Bekleidung, Haushaltsartikel
bis Jagdwaffen und Outdoorzubehör verschiedenste Sparten. Irgendwann
hatte auch das seinen Reiz verloren und wir verliessen den Laden
- jedoch nicht ohne eine Benzin-Glühstrumpf-Campinglampe zu kaufen
mit dem Hintergedanken, dass wir sie in Baja Californien zur Entlastung
des Motorhome-Akkus gut gebrauchen könnten und für Abende draussen
unter den Sternen (bei den zum Zeitpunkt des Geschehens herrschenden
Abendtemperaturen etwas abwegige Vorstellung - aber zum Zeitpunkt
des Entstehens dieser Zeilen vier Wochen später in Baja absolut
zutreffend). Die Lampe kommt qualitativ selbstverständlich an keine
Petromax heran, aber sie zeichnet sich durch simple Robustheit und
umfangreiches Ersatzteilsortiment in zahlreichen Läden aus.
Typisch war wieder unser Campground, auf einem Höhenzug über der
Stadt einige Meter von einer (eher leisen) Umgehungsstrasse eine
frei Kiesfläche, und die Begebenheit am Morgen. Ein Auto fuhr vor
als ich mich gerade draussen an unserem "Kofferraum" zu schaffen
machte und hielt: "You can't camp here!", Daraufhin meinte ich,
wir hätten uns nur den Sonnenaufgang angesehen und wären eigentlich
auf dem Weg weiter zu fahren. Er gab sich zufrieden. Offensichtlich
handelte es sich um eine Art Schutzgebiet (Müll? Shutt? Strasse?
was war hier zu schützen) in dem Campen natürlich verboten war.
Komisch, dass er nichts weiter sagte, denn ich hatte gerade den
Barbeque-Grill vom Vorabend in der Hand - aber Grillen zum Frühstück
ist hier scheinbar nichts ungewöhnliches.
Nach einigen Schwierigkeiten (Schnittstellen, Windows-CD, Computer
will nicht,...) konnten die 650MB Image-Datein auf einen Silberling
gebrannt werden. 39$ - wer sagt Digi-Cam-Fotos wären kostenneutral?
Der Computer und die IXUS hatten wieder Luft zum atmen und ich war
erleichtert, diese Sache endlich erledigt zu haben. Die im Lauf
der Reise angedachte extremste Lösung für die Speicherfrage war
die Anschaffung eines spontan gefallenden Compaq Notebooks - sie
wurde allerdings aus offensichtlichen Gründen zwangsweise verworfen.
Das nächste Ziel war der Zion National Park. Von Tom und Kerstins
Homepage und Reiseerfahrung wussten wir, dass es dort ausgezeichnete
Biketrails geben musste. Und beide wussten wir, dass es ein wunderbarer
Park ist. Der erste halt galt daher dem Bikeshop BikeZion. Der Inhaber
Dean weite uns bereitwillig in die Geheimnisse der Trails ein und
versorgte uns mit den funktionellen Trail-maps. Im Anschluss fuhren
wir sofort in den Park um das super Wetter und seinen tiefblauen
Himmel für ein paar Fotos und Eindrücke zu nutzen. Der Zion Park
besteht in seinem bekannteren und im Sommer mehr als überfüllten
Teil aus dem ca. 15km langen Flusstal des Zion Rivers, der sich
hier tief in den roten Sandstein geschnitten hat, und dessen Talschluss
und Übergang zu den sogenannten Narrows in denen sich die Felsflanken
bis auf wenige Meter nähern. Diesen Teil erreicht man nach ca. einer
Stunde Waten im Fluss - allerdings nicht bei unsicherem Wetter (Flashfloodgefahr)
und nicht im November wenn der Fluss nur wenige Grad hat. Wir hatten
zwar die Idee mit den Wathosen hinterzulaufen aber verwarfen sie
dann doch als etwas zu abgefahren und bescheuert. Beide kannten
wir dieses Highlight auch schon von früheren Reisen, somit war die
Neugier gemindert.
Die Stimmung im Zion war bezaubernd: blauer Himmel, das letzte
gelbe Herbstlaub der Bäume, der rötliche Stein der Berge und im
Vordergrund der Zion River. Diese Nachmittagsstimmung wollten wir
auf dem Rad weiter geniessen, wir fuhren an den Trailhead des Swamptrails
einige Kilometer vor Springdale vor den Toren des Zion Parks, machten
unsere Räder startklar und setzten uns auf die ungewohnten Sättel.
Der Trail war ein Traum aus Singletrack über Slickrock und durch
Wüstenlandschaft. Jeder Slickrockflecken, so schien es, war bis
auf den kleinsten Winkel integriert. (Slickrock ist griffiger, glatter
Sandstein der für Mountainbikes der ideale Spielplatz schlechthin
ist, bekannt insbesondere durch Moab). Es machte Spass endlich wieder
auf dem Rad zu sitzen. Die Abendstimmung tat ihr Übriges und verzauberte
die Atmosphäre zusätzlich. Allerdings hiess die niedrige Sonne uns
auch allzu bald umzukehren und den Rest des Trails unerkundet zu
lassen. In der Dämmerung kamen wir am Camper an. Die Nacht verbrachten
wir auf dem Watchman Campground im Park (Ganz schön am Zion River
gelegen, etwas gross, Dumping, 14$) der sich wie die gesamte Visitor-Information
Anlage im Vergleich zu 1995 etwas verändert hat. Dabei ist ein recht
schönes Visitor-Information-Gebäude entstanden, dessen Energiespar-Verdungstungs-Klimaanlage
bei den Angestellten allerdings auf wenig Gefallen stösst.
Im Gegensatz zu sommerlichen Besuchern erlebten wir den Zion Park
in diesen Tagen ziwschen dem 27. November und dem 1. Dezember in
seiner schönsten Form: fast menschenleer. Keine Staus bzw. keine
diese verhindernden Shuttlebusse, keine Schlangen vor den Aussichtspunkten
und auf den Trails nur wenige Menschen. Ideale Reisezeit erscheint
hier der Spätherbst zwischen Oktober und November zu sein. Zusätzlich
hat man dann noch die Herbstverfärbung der Bäume.
An unserem zweiten Tag also dem 28. November nahmen wir uns die
Wanderung zum Angels Landing Point vor. Häufig wird vor Wegen und
deren Nähe zu Abgründen gewarnt. Selten ist diesen Hinweisen sonderlich
viel Aufmerksamkeit zu widmen - zumindest in den USA, aber hier
war die Warnung angebracht. Der zu Beginn leichte Weg steigt anfangs
steil, um dann flach in einen Refrigerator Canyon bezeichneten Canyon
zu münden, um schliesslich über die engen Serpentinen der sogenannten
Walters Wiggles steil an Höhe zu gewinnen und dann beginnt der Ernst.
Die letzten 400 Höhenmeter oder 800 Meter Weg gehen über einen teilweise
engen Grat mit mehreren Hundert Metern Abbruch links und rechts.
Gesichert jeweils nur über Kettenstücke. Jeweils lediglich Trittsicherheit
erfordernd, so bereitete mir hier doch die Gewissheit eines schwereren
Ausrutschers teuer bezahlen zu müssen etwas Unbehagen und Zögern.
Ohne Gurt ist diese Ausgesetztheit etwas ungewohnt. Zum Glück war
der Steig bis auf kleine Flecken Schnee- und Eisfrei und man hatte
wenigstens keine Traktionsprobleme mit den Bergschuhen. Wir kamen
schliesslich ohne Zwischenfällen auf den Gipfel der mit seiner Platzierung
hoch über dem Tal wie eine Aussichtsplattform seinen Namen zu Recht
hat: Angels Landing. Leider war das Wetter mittlerweile nicht mehr
ganz so gütig und hatte den blauen Himmel hinter grauen Vorhängen
versteckt. Die Sicht war dennoch beeindruckend. Der Rückweg ging
besser als ich befürchtete und wir freuten uns auf den Kaffee bzw.
Tee.
Am Parkeingang befindet sich in Springdale eines dieser nicht fehlen
dürfenden IMAX Kinos, damit im Sommer auch fusslahme Besucher die
Grandiosität der Landschaft realer als in der Realität erfahren
können. Jetzt in der Off-Season war dem Kino irgendwie seine Daseinsberechtigung
verloren gegangen, in den Vorstellungen sassen wohl jeweils nur
ein paar wenige Besucher. So auch bei der von uns besuchten Vorstellung
- aber eben nicht die Darstellung der Landschaft - sondern "The
Matrix" auf IMAX-Format mit exakt 28 anderen Besuchern. Jeder der
den Film kennt und genauso schätzt wie ich, kann den Wert dieser
Art der Vorstellung erkennen.
Die Nacht verbrachten wir günstig und unbehelligt am Trailhead
des Swamp Trails. Das Wetter sah noch sicher genug aus um das zu
riskieren. Riskieren daher, weil der Trailhead über ein kurzes Stück
äusserst steile Strasse zu erreichen ist die bei der dünnsten Schneeauflage
für den Camper ein Problem hätte werden können.
Am Donnerstag stand dann die eigentlich seit Langem überfällige
Überholung von Ines Rad auf dem Vormittagsprogramm. Das Schaltauge
wurde ausgewechselt, das Schaltwerk selbst für viele Dollar (immerhin
hatte BikeZion ein XT-Schaltwerk da...), der Schaltzug und ein Achter
hinten wurden behandelt. Das Schaltauge am Südbike Rahmen wollte
nicht so richtig passen. Das war auch der Grund warum diese Reparatur
solange hinausgezögert wurde, einige Feilarbeit war notwendig um
es passend zu machen. Schraubstockersatz war in einem Riss eines
Holzbalkens gefunden in dem man das Werkstück recht gut verkanten
konnte - ich feilte mir nur wenig von den Fingern weg. Nach einiger
Zeit passte das Shcaltauge und die Schaltperformance war wieder
im Bereich des Akzeptablen. Wir waren startklar für einen zweiten
Anlauf auf den Swamp-Trail.
Diesmal fuhren wir ihn komplett. Ein genialer Trail. Am Abbruch
der Messa (Hochebene) entlang mit tollen Ausblicken, sich über die
Messa windend, Slickrock, Sand im Hintergrund die Berge des Zions
- : )). Wir hatten beide grossen Spass. Das Wetter auch - es zeigte
uns was es konnte und kaum waren wir wieder am Camper fing es sanft
an zu schneien. Etwas ungewöhnlich für den Zion aber nicht ganz
ausgeschlossen Ende November.
In Springdale gibt es eine Galerie eines Fotografen der auf unvergleichliche
Art und Weise versteht die Faszination der Landschaft des Colorado
Plateaus auf grossformatige Positive abzubilden. Michael Fatali.
Damals 1995 habe ich seine Fotos zum ersten Mal gesehen und war
fasziniert. Einen seiner Abzüge besitze ich noch nicht - wird sich
sicher ändern - aber jetzt war mein Verlangen noch auf einen Besuch
in seiner Galerie in Springdale gerichtet. Wir waren bereits mehrmals
an der Galerie vorbeigefahren und fanden sie jeweils verschlossen.
Also fuhren wir zu seinem Privathaus in Rockville, ich klopfte und
trug ihm mein Anliegen vor. Er meinte ich solle am folgenden Tag
anrufen aber er hätte viel zu tun. Das viel zu tun war wohl zuviel.
Der Anruf am folgenden Tag bei seiner Frau ergab die Auskunft "sie
hätten keine Zeit". Wir und besonders ich waren enttäuscht. Darauf
hatte ich mich überaus gefreut und Ines öfters von seinem Können
vorgeschwärmt und jetzt hatte er keine Zeit einen Fan zu empfangen
- offensichtlich hatte er es nicht mehr nötig...
Neben dem Swamp-Trail gibt es beim Zion noch die legendäre Goosbery
Mesa zum radeln. Allerdings sind einige Kilometer Dirtroad notwendig
um sie zu erreichen. Auf dem Weg dorthin stellten wir uns für diese
Nacht an das Ende der Bridge Road bevor sie zur Dirtroad wird. Einerseits
um einen Campplatz zu haben der es einem auch noch bei weiteren
Schneefällen ermöglich loszufahren andererseits um wenn das Wetter
doch noch gut werden würde der Gossbery Mesa noch einen Besuch abzustatten.
Das Wetter war so dazwischen. Es hatte in der Nacht tatsächliche
einige Zentimeter geschneit. Wir beschlossen die kurze Wanderung
zu den Emerald Pools im Park zu machen und dann mal zu sehen was
noch anzufangen sei. Bei blauem Himmel sind die Emerald Pools wie
so viele Dinge bei Sonne sehr schön. Jetzt waren sie ganz nett und
wir stapften durch den Schnee und bewegten uns.
Am Nachmittag vergnügte ich mich nochmal auf dem Swamp-Trail und
fuhr durch die mit Schnee dekorierten Landschaft. Goosbery Mesa
hat es diesmal nicht sein sollen - ein Grund für einen weiteren
Besuch des Zions irgendwann einmal....
Es trieb uns weiter. Dafür mussten wir durch den engen Tunnel im
Zion Park. In den letzten Jahren wurde eine Regelung eingeführt,
dass Motorhomes nur im Einwegverkehr zu gewissen Zeiten fahren dürfen.
Ich kannte den Tunnel noch aus der Zeit davor und wusste, dass man
ihn auch normal, mit der Vorsicht die angeraten ist, wenn eine Durchfahrt
nur wenige Zentimeter höher ist als das bewegte Fahrzeug, befahren
konnte. Insbesondere am späten Abend sollte das möglich sein - dachten
wir. Wir fuhren in den Park und kaum näherten wir uns der entsprechenden
Abzweigung zum Tunnel fuhren wir an zwei Rangerfahrzeugen vorbei
die sich sogleich an unsere Stossstangen hefteten. Naja dann halt
nicht. Eine Scheinrunde drehend verliessen wir den Park wieder und
mussten Wohl oder Übel den Tunnel am folgenden Tag für 10$ Fee legal
befahren. Wir kehrten zu unserem Trailhead zurück und stellten den
Wecker um am Morgen früh loszufahren.
So eng wir er tatsächlich war hatte ich den Tunnel gar nicht mehr
in Erinnerung. War vielleicht gut hier tagsüber durchzufahren. Über
teilweise eisige Strassen fuhren wir Richtung Bryce Canyon unserem
nächsten Ziel. Bryce bei Winter Schnee und blauem Himmel - das muss
traumhaft sein - zumindest in meiner Vorstellung. Doch davor sollten
wir etwas Aussergewöhnliches erleben.
Das folgende Ereignis zeichnet sich nicht nur durch seine Art,
sondern auch durch die unglaubliche hohe Unwahrscheinlichkeit aus,
es in dieser Form zu erleben. Wir waren wenige Kilometer von der
Abzweigung in den Bryce Canyon National Park entfernt, als wir auf
einem langen, einige Kilometer schnurgeraden Stück Strasse entlang
fuhren. Die Landschaft weiss vom dünnen Schnee. Links von der Strasse
startete wenige hundert Meter entfernt ein Helikopter, im ersten
Moment war ich mir unsicher ob es ein Modellhubschrauber oder ein
Grosser ist, denn durch die lange gerade Strasse und die wenigen
Anhaltspunkte fehlte der Grössenvergleich - irgendwie sah er klein
aus. Aber da stimmte etwas anderes nicht. Der Hubschrauber zog nach
rechts über die Strasse in wenigen Metern Höhe und hing etwas schief
in der Luft - schon kam hinten Links bläulicher Rauch raus und der
Bell Jet-Ranger zog nach rechts. Er verlor stark an Höhe. Wir waren
vielleicht noch 300 Meter entfernt. Landeanflug war das keiner.
Der Hubschrauber war nur noch wenige Meter vom Boden entfernt, setzte
hart auf, Schnee spritzte und er überschlug sich in einer blauen
Rauchwolke. Bremsen, Warnblinkanlage an und aussteigen waren eines,
ich hielt vielleicht hundert Meter entfernt und rannte zur Absturzstelle,
Gedanken im Kopf was passiert, wenn die Passagiere schwer verletzt
in der Kabine sind und überall das ausgelaufene Kerosin ist - aber
ist es nicht so, dass dieser dieselartige Treibstoff eher selten
explodiert? Kaum war ich auf wenige Meter an das Wrack herangekommen,
da kamen mir der Pilot und die beiden Passagiere, sich gegenseitig
stützend, entgegen. Sie konnten aus eigener Kraft aus der zerstörten
Kabine aussteigen und waren unglaublicher Weise nahezu unverletzt.
Lediglich Platzwunden und wohl mittlere Wirbelsäulenstauchungen
waren die Folge. Unglaubliches Glück.
Die Kabine war noch relativ gut erhalten, wenn auch auf einer Seite
total Schwarz und sämtliche Fenster rausgeflogen waren. Einige Minuten
später kam schon die Polizei und dann auch ein Krankenwagen.
Wir fuhren weiter - hier konnten wir nichtsmehr machen. Wie wir
kurz vor dem Park waren kam uns die im Park stationierte Feuerwehr
entgegen, offenbar um das Wrack zu sichern bzw. zu bergen.
Einen Helikopterabsturz sieht man eher selten. Bleibende Eindrücke
einer Reise.
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