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Ein Anfang ist gemacht! Und die erste Hälfte
Text zu Espiritu Santo sind endlich hier!
Campground Host war ein älteres Pärchen aus BC - Canada
in Baja. Es war Sonntag der vierte Advent (23.12.2001). Nach einigen
Quellen sollte einige Kilometer nördlich eine sehr gute Angelstelle
sein: Punta Pescadero. Mit dem Rad fuhren wir über die recht
schlechte und für den Camper weniger geeignete Dirtroad in
diese Richtung. Ganz fuhren wir nicht hin. Es erwies sich als nicht
besonders sinnvoll diese schlechte Strasse jeweils in der morgendlichen
Dämmerung zum Fischen zu fahren, denn das wäre notwendig
gewesen um die morgendlichen Stunden um Sonnenaufgang zu befischen.
Weihnachtsmorgen! Wir standen früh auf und machten uns auf
den Weg an den Strand direkt vor der Campertür. Mittelmässig
hohe Brandung und eine riesige Fläche - so zeigt sich das Meer.
Etwas verloren fingen wir an zu werfen. Ab und zu hatte man den
Eindruck, dass ein paar Meter weit draussen Fische jagten. Wir warfen
soweit wir konnten und stripten dann so schnell wir konnten die
Fliege wieder ein, bedacht darauf, dass die Fliegenschnur im Stripingbasket
und nicht in den Wellen landet. Irgendwann ging vor uns im Osten
die Sonne auf, aus dem Meer stieg sie auf und es wurde zusehends
wärmer. Fast zu warm in den Wathosen - das glatte Gegenteil
von der Steelheadfischerei. Es war schon etwas Heller und die Sonne
klar über dem Horizont als Ines einen schönen Jack fangen
konnte. Wir fischten noch ein bisschen weiter. Ich hatte irgendwann
einen brachialen Biss der in einem Zug ca. 15-20 Meter Schnur von
der kreischenden Rolle nahm und dann das 20lbs Vorfach zerteilte.
Urgewalten an der Fliege - ich hätte gerne gewusst was das
war. So blieb mir nur die Erinnerung an den vielleicht grössten
Fisch in Baja.
Weihnachten in Baja - wie feiert man das? Nicht mit Christbaum -
etwas Dekoration hatten wir aber dann doch. Zum Abendessen gab es
eine wunderbare Pizza, einen guten Wein und eine Zigarre. Und das
alles bei Wärme und dem Meer vor der Campertüre - eine
schöne Art Weihnachten zu feiern. Von Ines bekam ich eine Tauberbrille
die schon seit einigen Tagen im Einsatz ist. Seit Jahren wollte
ich immer eine, aber der Wunsch blieb immer ein Wunsch. Jetzt hatte
ich eine. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit ihr etwas
zu schenken ausser meiner Zuneigung.
Der folgende Tag brachte uns wieder hohe Wellen und daher eine eher
mühsame Fischerei. Oder sind wir gar nicht ans Wasser gegangen
und haben geschlafen? Ich weiss es nicht mehr. Am Nachmittag fuhren
wir mit dem Rad auf dem Scotties Cut, einem recht netten Singletrack
ca. 3 Kilometer südlich von Los Barriles in den Hügeln,
Start beim Monument mit der gigantischen Mexikanischen Flagge. Teilweise
etwas technisch führte er bergauf und bergab durch die Kakteen
und das Gestrüpp. Ein schöner Weg, aber irgendwie der
einzige der ein zu entdeckendes Ende und einen Anfang hatte. Das
Radlen war nicht schwer aber mit der wenigen Übung der letzten
Wochen führte es bei Ines doch zu weichen Knien und zu einem
gebrochenen Barend dem wohl vor lauter Steinen auch ganz weich ums
Aluminium wurde. Die nächsten Runden auf dem Trail in den folgenden
Tagen gingen dann zum Glück ohne Flugeinlagen und machten uns
beiden wieder Spass.
Abends gingen wir nach unserer Erfahrung in Loretto nicht mexikanisch
sondern US-amerikanisch essen. Nein das war nicht der Grund. Aber
das relativ günstige Angebot eines örtlichen Restaurants
für ein amerikanisches Weihnachts-Turkey-Essen lockte uns und
war dann auch ganz gut. Recht lustig wer da so alles unter den Gästen
war - irgendwie alles Touristen. Gut zu verstehen - so eine Überwinterungsmöglichkeit
würde ich auch nutzen.
Am Mittwoch blieben wir beim morgendlichen Fischen Schneider (zumindest
steht es so in Ines Notizen). Es war vielleicht nicht an diesem
Tag, aber zwei dreimal sahen wir am Morgen grosse Rochen ein zwei
Meter hoch springen. Ein faszinierender Anblick wenn diese Vögel
des Wassers fliegen und dann mit einem lauten Klatschen etwas weniger
majestätisch landen. Fast jeden Morgen sahen wir Jagdszenen
von grösseren Meeresräubern die irgendwelche kleineren
Fische jagten. Leider war das eigentlich immer ein Paar Meter ausserhalb
unserer Wurfdistanz. Ein Boot wäre hier notwendig gewesen.
Einmal sahen wir einen Kajakfahrer entlang schleppen, allerdings
war nicht klar ob er Erfolg hatte. Entweder ein Kajak oder eben
ein kleineres Motorboot - wenn nicht gleich ein Panga wären
sehr sinnvoll. Ein Bellyboat bringt nicht wirklich viel. Einmal
bei wenig bzw. fast keinen Wellen probierte ich es aus. Man ist
zwar weiter draussen aber die Fische jagen doch immer wo anders
und den Jägern schnell nachzustellen ist mit einem Bellyboat
nicht möglich. Man ist eher langsamer unterwegs als am Strand
zu Fuss. Vom Ufer hat man allerdings eine reelle Chance auf vereinzelte
Barschartige und immer mal wieder einen Cornetfisch - der allerdings
weniger interessant ist und besonders auf die schnellen Ladyfische.
Sie werden auch als Poormans Tarpon bezeichnet. Ca. 45cm lange silberne
Fische, mit dunklem Rücken, grossen Schwanzflossen, grossen
gelben Augen und einen harten Maul ohne viele Zähne. Erfolgreich
waren ca. 7-9cm Lange blau-weiss-grau-schwarze Epoxyfliegen (ähnlich
den Popovics mit Augen und scharfen Hacken) zu Imitation der Heringe.
Möglichst gute 20 Meter geworfen und dann so schnell wie möglich
eingestrippt. Anhieb per Zug an der Leine setzen, wenn Fehlbiss
locken und schneller einstrippen und er zweite Biss kommt häufig
umgehend. Es ist relativ schwierig den Hacken im harten Maul dieser
Fische zu setzen. Sie kämpfen für ihre Grösse sehr
kräftig und akrobatisch. Tailwalks und Luftfiguren sind ihre
Spezialität. Wo einer sind, sind mehrere. Sie bewegen sich
in Schwärmen von ca. 10-30 Exemplaren in einigen Metern vom
Ufer entfernt auf der Suche nach Nahrung den Strand auf und ab.
Man kann sie mit einer 7er Rute fangen oder wie wir mit einer 9er
oder 10er. Sogar an der 10er machen sie noch Spass. Empfehlenswerte
Schnur ist eine Teeny ST300 oder eine ST250, also irgendetwas, dass
auch bei diesen schnellen Einholgeschwindigkeiten noch etwas absinkt,
denn die Fische sind eigentlich eher am Meeresgrund - zumindest
hier in Strandnähe. Ein Stripingbasket ist unverzichtbar, eine
Fliegendose, ein Schleifstein, eine Zange (Leatherman Wave - leider
nicht ganz salzwasserfest) oder Klemme und Vorfachmaterial in den
Stärken 16lbs und 20lbs komplettieren die Ausrüstung.
Die Rolle sollte absolut zuverlässig sein, Salzwasser vertragen
(nach jedem Fischen abspülen) und auch gewässert noch
zuverlässig bremsen.
Bis zum 29. blieben wir noch in Los Barriles. Wir genossen die wärme
und die wunderbare Sonne, fuhren Rad, fischten am Morgen, assen
mittags in der Sonne Tortillas mit Salat und Salsa, tranken Espresso,
ich band Fliegen, wir duschten uns mit kühlem Wasser in der
Openair-Dusche - wir genossen die Zeit und freuten uns darüber,
wie schön Sonne sein kann. Zum surfen war einerseits die Brettmiete
mit 90$ am Tag etwas happig und andererseits fühlte ich mich
bei dem 6er oder 7er Wind der hier blies auch nicht gerade ermutigt
meine mangelhaften Künste zu trainieren. So wurde daraus leider
nichts, obwohl es sich hier um einen genialen Winterspot handelte.
Einer meiner grossen Träume der letzten Jahre war Seakajaking
in Baja. Jetzt sollte es soweit sein. Bereits während der Reisevorbereitung
hatte ich das Unternehmen Baja Outdoor Adventure (BOA) in La Paz
und deren Touren auf die Insel Espiritu Santo in der Nähe von
La Paz ausfindig gemacht. Zudem fand sich ein Fliegenfischer (Gerry
Bula) im Netz, der Touren auf diese Insel mit der Fischerei vom
Kajak anbietet. Er empfahl mir eben dieses Unternehmen BOA, mit
denen er seine Touren durchführt. Wir planten, an einer geführten
4-Tagestour teilzunehmen und im Anschluss noch weitere 4 Tage auf
eigene Faust auf der Insel zu bleiben. Das erschien als optimale
Mischung aus Einführung in diese neue Art der Bewegung, Abenteuer
und Kosteneffizienz. Einige e-mails und wir hatten die Exkursion
gebucht. Vom 30. Dezember 2001 sollte es bis zum 6. Januar 2002
auf die Insel Espiritu Santo gehen.
Am 29. Dezember gegen Nachmittag fuhren wir also Richtung La Paz,
gingen da ins Büro von BOA, unterschrieben den Vertrag für
die Exkursion, holten uns noch Tips zum Einkaufen für die Tage
während der wir auf uns alleine gestellt waren, kauften ein,
füllten Wasser von einer riesigen 25 Literflasche in kleinere
4Literflaschen, sortierten Zucchini, Tomaten, Zwiebeln, Gewürze,
Gelberüben, Reis, Kaffeepulver, Tee und Geschirr um es nach
den ersten vier Tagen im Empfang nehmen zu können. Was wir
an dieser Stelle noch nicht wussten aber was man tunlichst auch
mitnehmen sollte sind Alkoholika in Form von billigem Fusel-Tequila,
Orangenlikör, Limetten - Eis geht wohl leider nicht, Bier und
Kondensmilch aus der sich super geniale Gemüseeintöpfe
kochen lassen. Und nicht zu vergessen Tortillas in der mittleren
Grösse und davon am besten so viele wie möglich. Was auch
och nützlich wäre und sich überraschend gut hält
sind Avocados, Salat, Oliven, Käse, und natürlich Dosen.
Kurzum, wenn man nicht im Hochsommer unterwegs ist überleben
Lebensmittel in den Kajaks mit relativ geringem Verlust auch mal
4-5 Tage. Diese Tatsache überrascht mich doch sehr. Was hatten
wir sonst noch dabei? Als einzige in der Gruppe von 12 Teilnehmern
unser eigenes Zelt nebst Isomatte und Schlafsäcken, natürlich
Kocher und Geschirr, Handtuch, Kleidung zum Kajakfahren, Schnorcheln
und für die Kühle des Abends, Fischzeug (9er bzw. 10er
Rute mit schnellsinkenden Schnüren, eine Ersatzrute und Rolle
- Ersatz wäre nicht zu beschaffen gewesen, Fliegen, Zange,
Handschuhe, und (!) ein minimales aber funktionales Fliegenbindezeug)
natürlich Fotoapparate, Medikamente (Sonnencreme LF30), kein
Geld (man braucht es nicht da es nichts zu kaufen gibt).
So vorbereitet konnte es am Sonntag den 30. in der Früh losgehen.....
Die letzte Nacht auf dem Festland verbrachten wir auf einem erbärmlichen
Campground am Stadtrand von La Paz, einige Fulltimer mischten sich
hier mit Durchreisenden. Immerhin gab es die Möglichkeit Wäsche
zu waschen, was wir dann auch unter einigen Umständen schafften.
Witzig auf diesem Campground war die Diskrepanz zwischen Platz und
Bewohnern: Unser Nachbar hatte in recht neues luxuriöses Gefährt
mit zwei Auszügen und viel Platz - sicher 35 Fuss lang, natürlich
US-Amerikaner, der Platz war wie geschildert etwas asslig. Wir brachen
sehr früh zu unserem Treffpunkt im Hotel auf und sparten uns
so damit auch die unangemessen hohe Gebühr.
Zurück zu unserem Ausflug mit den SeaKayaks nach Espiritu Santo.
Die kalkulierten Kosten für 8 Tage würden sich auf ca.
600$ pro Person belaufen inkl. Alles. Davon entfallen ca. 450$ auf
die geguideten ersten 4 Tage mit Vollverpflegung. Günstiger
geht es wenn man ganz ohne Guide fährt, dann verbleiben nur
die Transport und Kajakkosten von ca. 250$ - aber für wassererfahrene
Einsteiger erscheint diese Lösung als die sinnvollste.
Die Tour begann also mit einer Art Briefing und Kennenlernen am
Vorabend. Unsere Gruppe bestand aus 12 Teilnehmern, dabei eigentlich
bis auf eine Familie aus Alaska nur Canadier. Jeder konnte sagen
welche Ausrüstungsgegenstände er noch brauchte, dabei
stellten wir zu meiner Überraschung fest, dass wir mit unserer
Ausrüstung mehr als alle anderen hatten und nur noch zwei wasserdichte
Säcke brauchten. Den Rest wollten wir in mehrere Schichten
Mülltüten verstauen.
Am folgenden Morgen trafen wir uns am Hotel - nach einiger Verspätung
(mexikanisch üblich) kamen auch alle inkl. Guides und wir konnten
das Transportboot mit Kajaks, Ausrüstung und Nahrungsmitteln
beladen. Ein weiteres Boot war für die Teilnehmer vorgesehen.
Alle waren im Boot und mit knappen 65km/h und 225PS an der Antriebswelle
ging es flott aus der Bucht von La Paz Richtung Norden zu den an
der Nordspitze Espiritu Santos liegenden Los Islotes Felsen. (das
ist nicht ganz präzise, da Espiritu Santo im Norden noch eine
kleine Insel "Isla Partida" hat, der wiederum vorgelagert
besagte Los Islotes Felsen liegen). Auf dem Weg sahen wir wie bestellt
Delphine in der Ferne spielen. Unser Ziel war die Seelöwen
Kolonie bei Los Islotes. Sie sind hier so zutraulich und neugierig,
dass man mitten unter ihnen tauchen kann und sie einen fast schon
auffordern doch mitzuspielen und ihre Neckereien und Spielchen zu
erwidern. Ich kann mich noch genau an das lebhafte gequicke und
geschwimme erinnern als wir als erstes Boot an diesem Morgen ankamen
und die jungen Seelöwen es kaum mehr erwarten konnten bis endlich
wieder neue Besucher im Wasser wären. Die folgende Knappe Stunde
im für mich etwas kühlen Wasser war unbeschreiblich. Man
schwamm Auge in Auge oder Haut an Haut mit den Seelöwen und
musste aufpassen sie nicht zu sehr zum Spielen zu animieren, denn
Ihre Zähne sind auch bei spielerischen Bissen scharf. Ein wunderbares
Erlebnis. Recht bald fror es mich trotz Shorty und ich musste aus
dem Wasser. Bei der Schnorchelei hatte die IXUS ihren ersten ernst
zu nehmenden Einsatz im Wasser. Es war ein wunderbarer Ausflug in
die Unterwasserwelt. Alle waren wir verzaubert.
Ein bisschen aufgewärmt und dann noch mal ins Wasser. Nach
gut einer Stunde ging es dann per Motorboot zu unserem Ersten Campplatz
auf Isla Espiritu Santo bzw. der unmittelbar nördlich anschließenden
und nur durch einen dünnen Wasserarm getrennten Insel Partida.
Auf dem Weg schauten wir uns noch eine kleine Grotte in den Felsen
der Steilküste an und fuhren mit dem Boot durch eine Art Tor
aus Fels. Dann ging es weiter zu unserem ersten Lagerplatz. Eine
lange tief eingeschnittene Bucht mit einem schönen sehr flach
und laaaaange ins Meer übergehenden weissen Sandstrand. Ins
hinterland weg vom Strand führte ein wenig bewachsenes Tal.
Überhaupt ist Espiritu Santo wüstenartig und kaum bewachsen.
Es regnet fast nie. Daher kommt der gewissenhaften Müllentsorgung
eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur Zivilisationsmüll sondern
auch vom Menschen produzierte Rückstände sind hier sorgfältigst
zu versorgen - doch dazu und zu einem Freund unserer Kajakgruppe
später mehr. Die Insel besteht aus einem rötliche Stein,
teilweise Sandstein, dann wieder verbackene Lavaasche und in den
Buchten entweder weisser Strand oder Lagunen mit Mangroven. Außer
den Mangroven hat es hauptsächlich Kakteen.
Endlich waren wir also auf Espiritu Santo! Zusammen luden wir das
Material an den Strand, der andere Teil der Kajaks und Ausrüstungsgegenstände
wurde schon von einem andere Boot gebracht und so dauerte es auch
nicht lange bis wir alle eine Stärkung in den Händen hielten.
Langsam lernten wir unsere Gruppe kennen. Sie bestand außer
einer Familie aus Alaska nur aus Kanadiern und uns. Die Familie
aus Alaska (Sarah und Nancy Cooperrider und Tim Moore) er und die
Tochter begeisterte Seakayakfahrer, er Biologe aus Begeisterung,
die Mutter nett und irgendwie im Socialbusiness unterwegs aus Juneau
der Hauptstadt Alaskas im Panhandel des Landes - also nicht zu weit
von unseren Wegen in BC entfernt. Dann eine grosse Familie mit total
unterschiedlichen Kindern aus Vancouver, der Vater Iraner und überaus
nett, die Mutter und Tochter recht ähnlich aber aus Canada,
zwei Brüder und die Freundin des einen. Dann wir beide und
unsere beiden super netten Guides Edgardo Cortes und Sergio Juaregui
von Baja Adventure Tours.
Wir schlugen also unser Camp auf, packten unsere Sachen aus, stellten
die Zelte auf und unterhielten uns. Am Nachmittag noch eine Einführungsrunde
mit Kenterübung und Einsteigen im Wasser und eine kleine Paddelrunde
mit dem Kajaks aus der tiefen Bucht raus und einmal ums Eck auf
Erkundungstour. Wunderbar! Einfach schön, dieses Wasser und
nur wir und die Seevögel - meist Pelikane die sich laut platschend
ins Wasser stürzten und uns um ihrer Flügel fürchten
liessen.
Wieder zurück am Strand gab es das was uns allen in den kommenden
Tagen viel Freude bereite sollte und immer sehnlich herbeigesehnt
wurde: Happy Hour. Was soviel hieß wie nach einem Tag mit
im Zweifel deutlich zuwenig Flüssigkeitsaufnahme in möglichst
kurzer Zeit (damit man mehr als einen Becher bekam) Margarita aus
dem Riesenkochtopf zu schöpfen und zu schlürfen! Dank
frischem Eis vom Festland der pure Luxus! (In den folgenden Tagen
brachte es immer der Kapitän des Motorboots vorbei, wenn er
wieder einen Ausflug mit staunenden Gästen zu den Sea Lions
gemacht hatte) Diese Happy Hour sollte uns in den folgenden Tagen
noch viel Freude bereiten.
Noch eine weitere Eigenart zeichnete unsere Versorgungslage aus
- die Entsorgung der Versorgung bedarf auf Espiritu Santo der besonderen
Beachtung, da bei dieser trockenen und sehr langsam wachsenden Bodenstruktur
auch jeder Zersetzungsprozess sehr lange dauert, ist es erforderlich,
menschliche Ausscheidungen nicht an Land zu lassen. Dafür hatten
wir unseren Pako - eine kleine Chemietoilette die täglich draussen
auf dem Meer gelehrt werden musste. Das war zum Glück ehrenvolle
Aufgabe unserer Guides.
An diesem ersten Strand an dem wir diese Nacht nächtigten gibt
es eine besondere Eigenart deren Hintergrund ich hier ausführlicher
wiedergeben will. Sie hat mich sehr fasziniert und übte einen
besonderen reiz aus. Vielleicht gelingt es mir sie hier richtig
und verständlich nach fast einem Jahr - ja so lange ist es
her - und tiefe Sehnsucht steht dabei zwischen den geschrieben Zeilen
und lässt mich mit Wehmut an diese wunderbare Reise denken
- wiederzugeben. Aber wahrscheinlich habe ich irgendetwas Wichtiges
vergessen... lest selbst
Wir sassen also abends im Sand (nein nicht am Lagerfeuer - dafür
gibt es kein Holz und die Sterne sind auch so viel schöner)
und lauschten den Geschichten unserer Guides, da fingen sie an eine
Geschichte von den ersten Jahren nach der Okkupation der Gegend
durch die Spanier zu erzählen. Damals waren in der Sea of Cortez
die schönsten Perlen zu finden die es überhaupt gab und
so war es üblich, dass die europäischen Königshäuser
ihre Kronen mit Perlen aus dem Cortezischen Meer schmückten.
Wer durfte bzw. musste diese Perlen in unzähligen gefährlichen
Tauchgängen finden und herauftauchen? Die einheimischen Indios
die von den Spaniern als regelrechte Sklaven gehalten wurden und
diesen Frondienst erbringen mussten. Dabei gab es unter den Perlentauchern
einen Wettbewerb in dem es darum ging wer die schönste Perle
dieses einen Tages ertauchen würde. Unter den Perlentauchern
gab es einen der der Allerbeste war und diesen Wettbewerb schon
Jahre zuvor immer wieder gewonnen hatte. Es fand also wie jedes
Jahr dieser Wettkampf statt. Genau in der Bucht auf Isla Partida
in der wir uns gerade befanden und die Milchstrasse ansahen. Die
Perlentaucher begannen also zu tauchen. Sie tauchten um die Wette
und einer fand jeweils schönere Perlen als der andere, nur
der Beste unter ihnen fehlte und keiner wusste warum er dieses Jahr
nicht wie in all den Jahren zuvor dabei war. Der Wettkampf ging
seinem Ende zu und schliesslich stand der Sieger fest. Ein anderer
als der aus den Vorjahren. Erst nachdem der Wettbewerb beendet war
kam dieser, genannt El Majuro. Alle wunderten sich wo er war und
sagten ihm er sei zu spät und der Sieger stünde schon
fest. El Majuro erwiderte daraufhin, dass das nicht sein könnte
und er immer die schönste Perle heraufgetaucht hätte und
dass das nie anders gewesen sei und es auch diesem Jahr so sein
werde. Die Perlentaucher erwiderten ihm, dass auch wenn er jetzt
die schönste aller Perle herauf tauchen würde, er unmöglich
zum Sieger des Wettbewerbs gekürt werden könnte. El Majuro
aber war fest überzeugt und machte sich für seinen Tauchgang
bereit. Alle versuchten ihn zu überreden nicht mehr ins Wasser
zu gehen, sie meinten er müsste sich doch jetzt nicht mehr
unnötig in Gefahr bringen. El Majuro aber war überzeugt
er würde die schönste Perle finden die jemals ein Taucher
gefunden hatte und machte sich bereit und begann hinabzutauchen.
Die anderen Perlentaucher blieben wartend am Ufer zurück. Doch
El Majuro kam nicht mehr zurück. Er blieb bei den Muscheln,
den Perlen und den Fischen bei denen er noch heute ist.
Seit damals geht die Erzählung um, dass er hier manchmal an
den Strand kommt und die Schlafenden besucht. Man hört ihn
dann ums Zelt streifen, spürt ganz genau - wie wenn man wach
wäre - wie man von Jemandem festgehalten und hochgehoben wird,
angeblich ist es einem unmöglich sich dabei zu bewegen und
zu wehren - so fest wird man von diesem Jemand gehalten.
Sergio erzählte uns, dass er unseren Pangero (ein gestandener
Mann den, so hat man den Eindruck, absolut nichts aus der Fassung
bringt) eines morgens ganz verwirrt in aller früh - es war
noch fast dunkel - frühstückmachend antraf und sah, dass
er kreidebleich war. Immer wieder fragte Sergio den Pangero was
denn los sei und warum er sich nicht noch mal hinlegen wolle - keine
Antwort. Erst im Laufe des Vormittags erzählte der Pangero
was er in der Nacht erlebt hätte. Dass er deutlich gehört
hätte wie jemand außen um die Zelte gegangen sei, dann
sein Zelt geöffnet wurde und ihn Jemand festgehalten hätte.
In der Nacht hatte ihn El Majuro besucht.
Voller gespannter Erwartung gingen wir nach dieser wunderbaren
Erzählung in unsere Zelte und verkrochen uns in unseren Schlafsäcken...
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