British Columbia
14. Oktober - 22. Oktober 2001
Telkwa, Smithers, Hazelton, British Columbia

 

 

Wir liessen Jasper hinter uns. Am Mount Robson vorbei fuhren wir Richtung Prince George in British Columbia. Der höchste Berg der Canadian Rockies lies sich immer nur kurz zwischen den Wolken blicken. Scheinbar ist man sich nicht ganz sicher wie hoch er denn ist ob 3892 Meter oder 3954 Meter. Letzteres ist wohl richtig, das Schild beim Aussichtspunkt lässt allerdings auf eine noch nicht allzulange zurückliegenden Neuvermessung des Berges und anschliessenden Revision der Höhenangabe schliessen. Bei ansprechenderer Witterung hätte man hier sicher die ein oder anderen schöne Wanderung machen können. Uns trieb es weiter. Nächstes Ziel war das ca. 700km entfernte Telkwa an der Flussmündung des Telkwa Flusses in den Bulkley. Die an sich nur teilweise reizvolle Fahrt wurde durch ein neun stündiges Hörspiel, basierend auf dem Buch "Säulen der Erde" (es handelt eigentlich vom Bau einer gothischen Kathedrale in England, diese Handlung tritt im Hörspiel allerdings etwas in den Hintergrund) versüsst. Wenn ich mir vorstelle, dieses Hörpsiel am Donnerstagabend über 12 Wochen Stück für Stück anhören zu müssen, dann wäre ich allerdings nicht sehr erfreut. Es wäre dann doch etwas zu langatmig, zu undicht, zu absehbar. Jonas ist mir da um Grössenordnungen lieber. Hier aber kamen wir nach einem Tag Fahren über den Yellowhead Highway wohl unterhalten in Telkwa an.

Telkwa ist ein kleiner Ort, 10km vor Smithers dem nächst grösseren Städtchen, in dem wir den Montag einkaufend, Informationen sammelnd und waschend verbrachten. Von den beiden FlyShops kommt einer meinem Wunschladen recht nahe: Angeln und Räder waren dessen Handelsartikel. Noch dazu geführt von einem Wolfratshausener Namensvetter. Er ist allerdings vor 30 Jahren nach Canada. (McBike an der Main Street). Herberge fanden wir nach der ersten etwas planlosen Nach vor dem geschlossenen Campground in Smithers beim Lake Tyhee Campground in Telkwa, der zwar eigentlich auch schon zu hatte aber doch noch nicht mit der Schranke verschlossen war. Aufkiesungen der Campgroundwege waren der Grund für dessen Zugänglichkeit, allerdings frage ich mich, was in fünf Jahren ist wenn die weiter so aufkiesen, wahrscheinlich sind dann die Wege 2 Meter über dem alten Niveau und der restlichen Anlage.

Es sollte mit dem Steelheadfischen am Bulkley losgehen. Wir hatten unsere Permit, die Steelheadstamp und drei Tageskarten am Bulkley der ein Classified Water ist für das man extra Lizenzen braucht (Die man unsinnigerweise auf Flüsse im Vorhinein festlegen muss). Ich war etwas zögerlich gleich zu den in den Shops genannten Stellen zu gehen: sie lagen alle irgendwie mitten im Ort, das machte mich skeptisch. Ich wollte erst etwas vom Fluss sehen. So fuhren wir ca. 20 km von Telkwa auf der linken Forststrasse am Fluss aufwärts mit dem Resultat, dass diese Forststrasse unser Auto total einsaute und wir feststellten, dass man auf ihr eigentlich nur zweimal in Flussnähe kommt. Schön. Wir versuchten dann unser Glück an der Brücke nach der sie wieder zurück nach Telkwa führt. Allerdings nicht wirklich. Mit der Vorstellung einen ein Kilometer langen Pool zu befischen konnten wir uns nicht anfreunden. Ich machte noch ein paar Würfe die einem von der Brücke aus entdeckten Fisch galten. Ines stand oben auf der Brücke und wies mich ein, damit meine Fliege verführerisch vor dem Fisch tanzen möge. Nichts. Nichts. Nichts. Keine Reaktion. Hierbei ist zusagen, dass Steelheads nach ein zwei Jahren im Süsswasser ins Meer wandern, dort fressen und wachsen und dann nach einigen Jahren wieder zurück in ihren Heimatfluss zum laichen kommen. In dieser Zeit in ihrem Heimatfluss - die mehrere Monate und einige hundert Kilometer Reise lang sein kann - fressen sie eigentlich nichts. Dieses Verhalten ist dem der Lachse ähnlich, allerdings sterben Steelheads nicht wie der Pazifischelachs nach dem Laichen zwingend, sondern können mehrmals in ihren Heimatfluss zurückkehren. Steelheads sind meerwandernde Regenbogenforellen. Zwischen 8 und 20Pfd ist eine häufiger vorkommenden Grösse. Grosse Exemplare können auch über 30Pfd haben - und erfreuen ein Anglerherz dann noch mehr als der Fang eines Steelheads an sich. Diese anadromen Wanderfische kommen z.B. in BC, in der Region der Great Lakes in den USA und Dänemark vor. Besonders aber wohl in BC. Steelheads werden auch der Fisch der 1000 Würfe genannt. Ungefähr so viele kann man pro Fisch kalkulieren. Das entspricht dann ca. 15 Std. im Wasser stehen und werfen.

Wir fuhren also wieder zurück nach Telkwa und fischten im vielversprechend aussehenden Pool unterhalb der Mündung des Telkwas in den Bulkley. Das Glück war uns nicht ganz hold und so fuhren wir Abends wieder unverrichteter Dinge auf unseren offenzuen Campground.

Der folgende Tag brachte keine fischereiliche Abwechslung. Der vielversprechende Pool wollte uns keine Fische gönnen. Am Wasser lernten wir allerdings einen ehemaligen Guide kennen der unsere Platzwahl bestätigte. Auch er wässerte dort seine Leine. Er zeigte uns seine funktionale Fliegendose: er fischte nur mit drei Mustern einem Roten (Scarlet Dancer), einem Schwarzen (Deamon Dancer) und einem weiteren Muster. Und das offensichtlich erfolgreich. Ich nahm mir vor, seine Fliegen nachzubinden und am nächsten Tag auszuprobieren. Für heut war es genug.

Wir hatten entdeckt, dass es in Telkwa eine Bar gab die einen Computer mit Internetzugang hatte. Dort zog es uns jetzt hin. Internet und Bier - diese Verlockung erschien grösser als die wenig erfolgreiche Fischerei.

Donnerstag der 18. Oktober. Wir gingen wieder an den Bridge Pool in Telkwa. Es war ausnahmsweise recht sonnig und warm. Gegen Mittag hatte Ines etwas an der Angel dessen Identität anfangs als Steelhead bezeichnet wurde aber dessen nicht vorhandene Kampfkraft und relativ grosses Maul Zweifel aufkommen liessen ob es nicht ein gewöhnlicher Lachs sei. Diese Frage wird wohl für immer ungeklärt bleiben. Ich sah den Fisch nie, den er kämpfte so wenig, dass ich Ines trotz schnellsten, ein Tauchbad in Kauf nehmendes, durch das Wasser hetzen, nicht erreichen konnte bevor sie den Fisch released hatte. Die erfolgreiche Fliege war eine von mir gebunden Egg Sucking Leeche Fliege. Jetzt war ich natürlich in Zugzwang auch meinen Fisch zu fangen. Doch Stunde um Stunde des Werfens verging und nichts tat sich an meiner Fliege.... Da! Endlich! Gegen späten Nachmittag war es soweit. Aber einen besonders fiten Eindruck machte auch mein Fisch nicht, wenn auch alles auf seine Identität als Steelhead hinwies. Zwei drei schnelle Fotos mit der IXUS und ab ins freie Wasser. Ein kräftiger Schlag mit der grossen Schwanzflosse und weg war er. Das war also mein erster Steelhead. Gefangen auf eine schwarz violette Popsicle, gebunden vom Fänger. Ein paar abschliessende Würfe und wir verliessen den Fluss und setzten uns für ein zwei Bier an den Internetrechner im Pub.

Ausnahmsweise mussten wir heute auf einen Campground mit Hook-Up gehen. Der Akku im Camper schrie nach Strom. Also fuhren wir zum Fort Telkwa Campground in Telkwa. Luxus pur. Wasser, Strom und das Beste eine Sauna und wunderbare Duschen (nicht das die im Camper schlecht ist, aber mit mehr als 15 Liter Wasser zu duschen macht mehr Spass). Wir assen und gingen danach zu schwedischen Zeiten in die Sauna. War wohl nach zwölf als wir die Sauna nach einem Bier (schwedischer Brauch) verliessen. Die Rückenschmerzen durch die Bewegungspassivität der letzten Wochen waren deutlich besser.

Ein weiterer wenig erfolgreicher Tag am Bulkley, etwas aufgelockert durch die Otterfamilie die uns täglich die Fische vertrieb und jetzt ausgelassene Sandbäder am Ufer nahm. Abends noch ein paar Würfe an der bei Einheimischen beliebten (nahe an der Stadt und man muss nicht weit laufen) Stelle am Chicken Creek.

Kein Fisch mehr. In der Dunkelheit fuhren wir nach Hazelton um dort am recht schönen Ross Lake zu kampieren.

Der nächste Tag war der Inbegriff von Ineffizienz. Wir pendelten förmlich zwischen den drei Hazeltons. New-, South- und Old Hazelton. Um einzukaufen, in die Library zu gehen und um schliesslich eine Fischereikarte für den Kispiox zu kaufen. Wir fuhren an diesem Tag wohl fünf mal über die leicht schwankende Stahlhängebrücke über den Skeena zwischen New und Old Hazelton. In der Library in Old Hazelton trafen wir einen begeisterten Fliegenfischer aus Alaska der gerade dabei war, sich ein Anwesen in Hazelton zu kaufen. Er (Ted) hatte wohl auch schon etwas ins Auge gefasst. Ca. 80 Acree (das entspricht 320 000qm) direkt am Skeena gelegen. Vermutlich sahen wir das Objekt in einem Fliegenfischer Magazin annonciert, sah ausgesprochen gut aus...

Abends trafen wir uns wieder in der Sportsmans Lodge am Kispiox oberhalb der Indianischen Ortschaft Kispiox. Wir versuchten bei ein paar Bier von den dort anwesenden zwei Fischern wenigstens ein paar Infos zu bekommen. Doch wir stiessen nur auf schweigen und wenig konkrete Angaben.

Kurzer Exkurs zur Informationsgewinnung:
Konkrete Informationen zu interessanten Pools bekommt man hier schwierig. Genaue Karten bekommt man nicht oder es gibt sie nicht. Das Beste ist entweder man trifft auf einen freundlichen Einheimischen (am besten ehemaligen Guide) oder man fährt den Fluss entlang und hält Ausschau nach einheimischen Fahrzeugen von Fischern und versucht dann dort an den Fluss zu kommen. Der Access zu den Flüssen ist häufig - auch dann wenn eine Strasse in der Nähe verläuft - schwierig. Alternative wäre ein Guide, doch nach unten geschilderter Erfahrung würde ich mir dies dreimal überlegen. Unter Umständen sind dessen Kosten besser in zwei drei extra Fischtagen investiert - insofern man die Urlaubszeit hat. Anders sieht es natürlich aus, wenn man Flüsse befischen will die ohne Guide nicht zugänglich sind. Ein Beispiel dafür wäre der untere Skeenazufluss Kasix, ein wohl traumhafter aber ohne Jettboat unerreichbarer Fluss. Die Frage ist allerdings ob man als Tourist überhaupt diese Flüsse befischen muss wenn es zahlreiche andere zugängliche Flusskilometer gibt.

Zurück zum Abend in der Lodge. Zu den beiden Fischern gesellte sich ein Bärtiger Kerl. Ich fragte in die Runde ob jemand was mit Guiding für in zwei oder drei Tagen wüsste. Der Bärtige gab sich als Oberguide bzw. als Chef eines anwesenden mitte 20jährigen Guides aus und antwortete auf die Frage was ein Tag, zwei Personen Steelheadguiding kosten würde: One day guiding, 1200 Can$ for two people. Wir fragten nicht nach ob dies ein Scherz sei. Dieser Mensch hatte nicht nur keine Lust sondern wollte uns schlichtweg verarschen und das auf ausgesprochen unverschämte Art und Weise. Angler: Be aware of Sportsmans Lodge on the River Kispiox!!! Diese Erfahrung lässt einen jeden Respekt vor dieser Zunft verlieren. Eine Antwort in der Grössenordnung von 400 Can$ plus vielleicht 100 für das Jetboat hätte ihm evtl. einen Tag Arbeit gegeben. Manche Zeitgenossen sind halt sehr kurzsichtig.

Wir kampierten am geschlossenen Campground nahe der Lodge und wunderten uns in der Früh, das die Flushtoilets mit rotem komisch riechenden Wasser gefüllt waren. Das war kein Wasser das war Frostschutzflüssigkeit und die Flushtoilets konnte man nicht mehr flushen - sie waren für den Winter präpariert und jetzt hatten sie eine besondere Überraschung.

Vormittags fischten wir die gut 1,5 Kilometer oberhalb der ersten Brücke über den Kispiox (oberhalb der Lodge) ab. Die Stelle war wohl nicht ganz dumm gewählt, denn es fanden sich andere Einheimische dort ein. Doch irgendwie hatte keiner von uns Erfolg mit den Steelies. Eine weitere interessante Fischstelle am Kispiox versprach die National Forest Map (auf der die Gewässer sehr präzise eingezeichnet sind aber sonst alles andere eher nur ungefähr verzeichnet ist) bei der Einmündung des Cullon Creeks (ca. km 45). Das war unser Ziel für den Nachmittag. Diese Stelle war wie im Steelheadbilderbuch. Einsam, links und rechts am Fluss undurchdringlicher Wald und ideale Strömungsbilder und Struktur des Wassers. Erwartungsvoll begannen wir zu Fischen. Immer wieder umdrehen nach potentiellen Bären. Aber die liessen sich nicht blicken. Gut so. Immerhin hatten wir beide etwas Erfolg mit der Fliege, beide hatten wir einen Fisch an der Rute. Meiner bis in unmittelbarer Nähe und daher machte ich zu bald zuviel Druck und ein Sprung und er war von der Green Butt Skunk Fliege. Ines erging es wohl ähnlich. Schade. Naja dafür war es eine wirklich schöne Stelle.

Nachtquartier am Upper Kispiox Recreation Area, etwas übertrieben der Name, da es sich eigentlich nur um ein paar Stellplätze in Flussnähe mit einem kleinen Häuslein handelte, aber dennoch recht schön.

Diese entdeckte Traumstelle musste einfach Fische für uns haben, also fuhren wir wieder dort hin und versuchten weiter unser Glück. Es war kalt. Das Wasser hatte wenige Grad, die Luft um drei, die Füsse werden trotz zweier Paar dicker Socken kalt, die Kälte kriecht nach oben - brrrrrr. Es Regnete. Zum wärmen entzündete ich ein Feuer (wenn man weiss wie, geht das auch bei starkem Regen, trockenes Holz gibt es in fast jedem Wald, ganz dicht am Stamm der Nadelbäume, entweder Totholz am Boden oder das abgestorbene Kleinzeug vom Baum, mit kleinen Zweigen anfangen und das Feuer nicht zu schnell aufbauen, dass es das meist nasse dickere Holz entzünden kann). Das Feuer wärmte unsere kalten Füsse und Hände und brachte unsere Wathosen zum Dampfen. Wir assen unsere Brote, ach hier heisst das ja Sandwich, und versuchten die Wärme des langsam herabbrennenden Feuers zu konservieren. Nach wenigen Minuten im Fluss fror es einen wieder wie zuvor. Dieser Fischtag ging leider wieder ohne Erfolg zu Ende.

Wir übernachteten noch einmal am gleichen Platz um dann recht früh gen Terrace aufbrechen zu können bzw. in der Library in Old Hazelton noch einmal ein bisschen im Netz zu stöbern. Die öffnete aber erst um elf. Das ganze frühe Aufstehen war fast umsonst. Wir frühstückten und sahen uns das `Ksan Indian Village mit seinen nachgebauten Holzlanghäusern und Totempfählen an.

 

 

 

 

 

Infos British Columbia:

Die beste Reisezeit ist immer dann wenn man nicht da ist.

Für touristische Aktivitäten ist Juni bis September bzw. Oktober angenehm, danach wird es u.U. zu kalt und hat zuviel Schnee zum Radeln oder Wandern. Allerdings wird man in dieser Zeit in den Rockies zwischen Banff und Jasper auf tausende andere Touristen treffen und z.B.: im Wells Grey Park beim Kanufahren auch nicht in vollkommener Einsamkeit sein. Ausweichmöglichkeiten gibt es aber sicher, z.B. unter der Woche, in der Shoulder Season und etwas abseits gelegene Ziele.

In Jasper kann man angeblich sehr gut Mountainbikefahren und in einigen Gewässern wohl auch gut Fliegenfischen.

Sehr Reizvoll muss auch der angesprochene Wells Grey Park und die Gegend ein paar Kilometer westlich von Banff Richtung Kamloops sein. Ich kenne sie allerdings nicht.

 

     


Mt. Robson

 

 


Wie hoch ist er wohl?

 

 


Auf dem Weg nach Telkwa

 

 


War wohl schon ein wenig im Bulkley... An der Rückenflosse ist eine grüne Markierung zu erkennen.

 

 


Bulkley bei Telkwa (Bridge Pool)

 

 


Bulkley bei Telkwa

 

 


Stärkung vor der Sauna

 

 


Zwischen zwei Saunagängen

 

 


Resultat eines Bindeabends

 

 


Feuer am Kispiox

 

 


'Ksan Indian Village bei Old Hazelton

 



 

 



Blick über den Skeena bei
Old Hazelton

 

 

 

           
 

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