Viel wird über die Inside Passage an der Kanadischen Pazifikküsste
geschrieben, viele positive Worte welche die grandiose einsame Landschaft
über alles loben. Also war diese Art der Fortbewegung über fast
500km entlang der Fjorde und Kanäle von Prince Rupert nach Port
Hardy "the way to go". Ohne Probleme konnten wir einige Wochen zuvor
einen Platz per Internet reservieren (im Sommer sollte man eher
Monate im Voraus buchen). Für den 24' Camper mit zwei Personen Passage
500 Can$. Auf den ersten Blick viel, auf den zweiten Blick günstig,
da ca. 1300km Strasse gespart werden. Wir schifften also am 2. November
am Vormittag ein und die Fahrt in den Süden ging bei grauem Wetter
los. Und im Prinzip wars das. Die viel gelobte Grandiosität der
Fahrt blieb mir in diesem grauen regnerischen Wetter verborgen,
und ich bezweifle ernsthaft ob sie wirklich so toll ist. Für den
durchschnittlichen, die National Parks abklappernden Touristen ist
sie sicher ein Erlebnis, aber für einen Wasserliebenden, der Stunden
in Flüssen und anderen Gewässern verbringt liegt die Reizschwelle
um Grössenordnungen höher. Was von dieser Fahrt als Eindrücke blieben
war dann auch eher von anderer Art und Weise. Das Essen ist schlichtweg
besorgniserregend. Der Kommentar mit dem Ines ihren Teller vom Personal
hingestellt bekam "Enjoy!" wird unbeabsichtigt doppelsinnig. Obwohl
ich seit meinem ersten Semester in keiner Mensa mehr war behielt
ich das gereichte Essen bei mir. Von Glück kann man reden, dass
die Überfahrt bis auf eine wenige Stunden lange Passage in geschützten
Gewässern verläuft. Doch diese hatten es mit stark rollendem und
stampfendem Schiff in sich. Ich war überrascht wie gut ich dabei
dennoch auf der Isomatte auf dem Boden schlafen konnte. Allerdings
setzte uns das Essen auch noch Stunden danach zu und das Gefühl,
dass sich der Boden bewegt verliess uns erst nach einem Tag. Kurzum:
Bei einem der wenigen wirklich sonnigen Tage ist die Überfahrt unterhaltsamer,
sonst aber nicht unbedingt besondere Anstrengungen wert, wobei natürlich
die Fahrt über das Festland entlang der zahlreichen Kahlschläge
auch nicht mit Reizen um sich wirft.
Die Kahlschläge liessen uns aber auch auf Vancouver Island nicht
los. Im Vorfeld hatte ich schon von dieser Eigenart Vancouver Islands
gelesen. Die ersten 250km des Highways auf Vancouver Island von
Port Hardy nach Süden empfand ich als uninteressant und wenig reizvoll.
Kahlschläge wechseln sich mit Wiederaufforstungen ab. Die Rigorosität
und Profitorientierung der Holzindustrie in BC tritt hier voll zu
Tage. Mit knapp 20% der Arbeitnehmer in BC stellt die Holzindustrie
einen tragenden und einflussreichen Wirtschaftszweig. Die Natur
wird als geldbringende Ressource angesehen die zum kurzsichtigen
Wohl ausgebeutet wird. Erst in diesem Jahr (2001) wurde nach jahrelangen
Kämpfen ein Vertrag unterzeichnet der ca. 30 Flusstäler auf der
Insel vor der Holzindustrie schützt. Ich dachte immer, dass dieser
Vertrag schon lange bestünde ... Unglaublich mit welchen Begründungen
der Jahrtausende alte Regenwald am Pazifik abgeholzt wird. "Der
Wald ist überaltert und das Holz muss bevor es verfault, genutzt
werden" ist nur eine dieser hirnrissigen "Argumente". Abnehmer sind
unter anderem die Printindustrie in Deutschland. (Bestellt eure
Tageszeitung ab, und lest sie per ADSL im Netz!). Die Abholzung
dieses Pazifischen-Regenwalds sollte eigentlich seit einem Jahrzehnt
jedem bekannt sein - ich befürchte aber, dass sie es nicht ist.
Think about it!
Campbell River am gleichnamigen Fluss war schliesslich der erste
interessantere Ort an der Ostküste der Insel. Im FlyShop (Tyee Marine
Shop) wurde die Frage nach dem interessantesten Fluss recht schnell
und eindeutig beantwortet. Der dem Ort den Namen gebenden Campbell
River hatte gerade einen Aufstieg von Chum Lachsen. Die Schilderungen
von Vorfachsprengenden und Armermüdenden Lachsen klangen verlockend.
Wir wollten es Versuchen. Einen schönen Campground in unmittelbarer
Nähe zu den interessanten Fischgründen fanden wir im Elk Falls Campground
am Quinsam River der unterhalb in den Campbell River mündet.
Der nächste Tag war nicht nur der zweite Monatstag unserer Ankunft
(4. Nov.) und ein Sonntag sondern er brachte auch die lange herbeigesehnte
Sonne wieder zum Vorschein. Wir nutzten das Wetter zu einem Spaziergang
am Fluss entlang und zum ausgiebigen Bestaunen der zum Laichen aufsteigenden
Chums. Unglaublich. Fisch an Fisch. Aufsteigenden, neben laichenden
Fischen und dazwischen immer wieder tote oder sterbende Lachse.
Ein groteskes Bild, dieser, die Art erhaltenden Schritt so nahe
am Ende des einzelnen Fisches. Teilweise dachte man die Fische sind
mehr tot als lebendig so vergammelt sahen einige aus. Chums bekommen
im Süsswasser sehr bald (bzw. haben schon im Salzwasser) weisse
Flecken die wie verfaultes Fleisch aussehen, auch ihre Laichfarbe
sieht mit den groben Streifen nicht gerade ansehnlich aus. Das Aussehen
sollte allerdings nicht über deren Energie und Kraft hinwegtäuschen.
Sie zählen wohl zu den besten Kämpfern an der Fliegenrute im Süsswasser
- davon wollten wir uns überzeugen. Nachmittags montierten wir unsere
9er bzw. 10er Ruten mit den schnell sinkenden Teenies und irgendwelchen
(!) Lachsfliegen. Im FlyShop erhielten wir den Tip nicht zu starkes
Vorfach zu nehmen und zur Not den Fisch nicht per Hand zu releasen
sondern das Vorfach als "Not-Schwachstelle" zu nutzen. Es bedurfte
nur weniger Würfe (zwei, drei?) und ein Fisch war an der Fliege.
Etwas, das man beim Süsswasserfliegenfischen nicht häufig sieht
eilte durch die Rutenringe: der Backingknoten. (Knoten zwischen
der ca. 27 Meter langen Fliegenschnur und der 30-200 Meter langen
Schnur danach). Einige Dutzend Meter flussab ein Fisch der Luftakrobatig
zeigte - der Fisch an der Schnur - dann weitere Fluchten, ein paar
Meter wieder an Schnur gewonnen, die Bremse ganz am Anschlag zu
gedreht, die Rute bis ins Handteil stark durchgebogen... und ab.
Das war die Regel und nicht die Ausnahme. Entweder kam die widerhakenlose
Fliege ab oder man blockierte die Rolle wenn man nach einigen Minuten
Drill keine Chance sah, den Fisch im rasch strömenden Wasser in
Griffnähe zu bekommen. Wohl zwischen 10 und 15 Pfd. war der Grossteil
der gehakten Fische. Mit Konzentration und Geduld landet man vielleicht
jeden zehnten Fisch oder man geht zwei drei Nummern beim Gerät rauf.
Für heute beendeten wir die Fischerei. Wir hatten beide genug Fische
an der Angel. Ines auf ein halbes Dutzend Würfe drei Fische! Morgen
werden der Fluss und auch die Fische sicher noch da sein.
Beide waren es. Wir auch wieder. Wir fischten wieder am Pool zwischen
den beiden Inseln. Ich denke es war mein dritter Fisch oder so,
er machte eine nicht zu bremsende Flucht stromab ins schnelle Wasser.
Der Backingknoten kam zum wiederholten Male zum Vorschein aber diesmal
wars anders, nach weiteren zehn Metern war plötzlich kein Zug mehr
auf der Schnur. Die Fliegenschnur hatte sich aus der Verbindungsschlaufe
gelöst und war weg. Nicht nur, dass der Fisch wohl die nächste Zeit
mit einer äusserst hinderlichen Fliegenschnur herumschwamm sondern
auch, dass meine fast noch frische Teeny weg war. Mittlerweile hatte
Ines im schnellen, Gürtel tiefen Wasser ein kleines Bad genommen
und war nass, so hatten wir beide einen guten Grund die Fischerei
zu unterbrechen, Ines für trockene Kleidung und ich für einen Besuch
im FlyShop und das Besorgen einer neuen Schnur.
Durch die vielen Hänger (es ist notwendig die Fliege absolut am
Grund anzubieten) und das unvermeidliche Abreissen einiger Fische
im Drill verbraucht man hier im Laufe eines Fischtages einige Fliegen.
Schon wir, mit unseren kurzen Fischtagen die hier eigentlich nie
mehr als vier Stunden lang waren, hatten einen Fliegenverbrauch
von ca. 10 Fliegen. Sehr ärgerlich eigentlich, aber zum Glück nahmen
die Chums auch sehr einfach gebundene Fliegen. Dazu hatte ich mir
ein spezielles Muster ausgedacht, dass nur aus Schwanz, Körper und
einer Hechel bestand. An zwei Abenden band ich jeweils zwanzig Fliegen,
was bei diesem Muster - wenn man die Unterbrechungen durch den Single
Malt abzieht - nur eine gute Stunde gedauert hat, also ca. drei
bis vier Minuten pro Lachsfliege. Im Vergleich zu einem klassischen
Muster an dem man gut seine drei Stunden verbringen kann sind das
Sekunden, aber auch im Vergleich zu einer Pheasenttail Nymphe für
die ich, wenn ich mich beeile sechs Minuten brauche, fand ich das
schon sehr optimal. Das ganze trägt dann zu etwas entspannterem
Fischen bei und lässt den Verlust einer der Fliegen nicht so schwer
wiegen. Ich hatte schon die Überlegung angestellt, die Fliegen dermassen
hässlich zu gestalten und zu binden, dass man sich förmlich freut
wenn man sie verliert. Ich liess es dann doch, denn hässliche Fliegen
bindet man nicht ans Vorfach und deshalb können sie keine Fische
fangen. Einer der fundamentalen Grundsätze der Fliegenfischerei.
Wir blieben noch einen weiteren Tag nachdem wir einen etwas unerfreulichen
Campground direkt am Wasserflugzeugflugafen zum Aufladen der Akkus
gefunden hatten. Die Restrooms waren ewig weit weg, der Platz hässlich
wie fast alle kommerziellen Grounds hier und die Flugzeuge waren
beim Starten nicht nur laut sondern mehr als das. 20Can$ waren dann
doch zuviel dafür.
Zur Abwechslung gingen wir an die Strecke unterhalb der Brücke
in Campbell River. Der Fluss hat hier nur noch wenige Meter zu fliessen,
dann mündet er ins Meer. Von der Brücke sah man hunderte von Chum
Lachsen im Abstand von ca. 1,5 Metern über die ganze Flussbreite
stehen. So etwas hatten wir noch nicht gesehen. Wir brannten natürlich
darauf sofort zu fischen. Einige Meter unterhalb der Brücke wateten
wir in den Fluss, der erste Fisch war nach wenigen Würfen an der
Fliege. Und das leider im wörtlichen Sinne. Durch die unglaubliche
Dichte der Fische waren vielleicht nur gut die Hälfte der Fische
sauber im Maul gehakt. Nach zwei drei Stunden und verschiedenen
Versuchen, so zu fischen, dass man keine Fische mehr aussen hakt,
sie aber dennoch fängt, hörten wir damit auf. Sie standen einfach
zu dicht und für sauberes Deaddriften der Fliege war das Wasser
zu schnell. Wir packten ein und machten uns auf den Weg weiter an
der Ostküste Vancouver Islands entlang nach Süden.
Die Ostküste Vancouver Islands kann man in Anbetracht der kilometerweit
durchgehenden Bebauung mit unbeschreiblich hässlichen Häusern als
unattraktiv bezeichnen. RV-Park reiht sich hier an RV-Park und der
Gedanke drängt sich auf, dass jeder der hier sein eigenes Unternehmen
eröffnen will einen RV-Park eröffnet. Die Kapazität an hässlichen,
direkt an der Strasse gelegenen Stellplätzen hier ist unermesslich.
Bei Qualicum Beach passierten wir ein sehr nett aussehendes Café
in einem Haus im englischen Fachwerkhausstil. Es war genau die richtige
Zeit für einen Kaffee und etwas Süsses dazu. Wir wendeten unser
Gefährt und nahmen besagtes zu uns. Das kleine Restaurant/Café -
Fish Tales
ist sein Name - wäre sicher auch nett für ein Abendessen, naja mal
sehen ob es sich ergibt. Wir versuchten noch nach einer kleinen
Umwegirrfahrt in French Creek Informationen über die regionale Fischerei
zu erhalten aber erhielten auch am folgenden Tag im Tackleshop in
French Creek nur den Hinweis auf den Little Qualicum River bei der
Hatchery. Wir versuchten unser Glück allerdings nicht und liessen
ihn unbefischt hinter uns. Bevor wir uns oberhalb der Little Qualicum
Fish-Hatchery auf eine weite freie Fläche in den Wald stellten zum
Campen, gingen wir tatsächlich in das Fish Tales Cafe zum Essen.
Der Drei-Fisch-Teller war sehr schmackhaft (Cod, Halibut und Atlantic
Salmon) und der Wein dazu nicht mal sehr teuer. Glücklicherweise
war der Weg zu besagtem Platz im Wald nicht weit. Am Lagerfeuer
mit Zigarre setzten wir den Abend fort und genossen die verschiedenen
Arten der Glut.
Wir verabschiedeten uns von der Ostküste und fuhren in das Innere
der Insel zum Englishman River und den gleichnamigen Wasserfällen.
Nicht, dass wir die unverständliche und über alles gehende Liebe
der Nordamerikaner für in die Tiefe fallendes Wasser teilen (diese
Flussstrecken sind meist fischfrei also für uns ganz und gar uninteressant),
aber dieser recht schöne State Park lag am Weg und so wollten wir
ihn doch nicht auslassen. Einen Abstecher ist er wert, einen längeren
Umweg nur wenn man dort verweilen will oder eben diese beschriebene
Vorliebe teilt. Weiter nach Port Alberni ging es mit einem kurzen
Halt am direkt am Weg liegenden Cathedral Grove. Grove bezeichnet
hier in der Regel eine Ansammlung von grossen alten Redwoods die
der Forstindustrie entkamen - meist aus dem Grund, da sie in einem
State Park oder ähnlichen Schutzgebieten stehen.
In Port Alberni fanden wir schliesslich ein von zwei Deutschen
betriebenes Internet Cafe, das ausgesprochen nett war, aber bzgl.
der drei Rechner eher unpraktisch (teilweise feste Tastaturen),
dafür gab es aber günstigen und guten Kaffee so wie guten Kuchen.
Der Rest des Abends galt einer riesigen Ladung Wäsche und einigen
Kilometern Fahrt Richtung Tofino, nachdem ich an einem beschriebenen
potentiellen Fischplatz ca. 20 km vorbeifuhr. Hätte ich mal das
GPS angemacht... Wir stellten uns auf ein Restarea und sparten wieder
mal den Campground.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Tofino bzw. zum Pacific Rim
National Park (Long Beach Unit). Diese kurvige Strasse hätte man
wirklich nicht in der Nacht fahren sollen. Unser erster Halt an
der an der Küste galt dem südlichen Ende der Wickaninnish Bay in
der Long Beach Unit des Parks. Ein weitläufiger Strand mit Treibholz
und undurchdringlichem Regenwald im Hintergrund. Weiter ging es
zum Trail zur Shooner Bay die durch einen teilweise mit Stegen ergänzten
Trail durch den Wald zu erreichen ist. Ein Indianerdorf in der Nähe
dieser malerischen Bucht mit vorgelagerter kleiner Insel erinnert
hier an die sogenannte First Nation, also die mutmasslichen Ureinwohner
dieser Landschaft. Mutmasslich, da nicht zuletzt der Kennewick-Man
(ein Schädelfund in Washington bei Kennewick am Columbia River)
Zweifel an den vermeintlichen Ureinwohnern aufkommen lies.
In Tofino kamen wir am späten Nachmittag an, es regnete wieder
mal, wir hatten uns schon dran gewöhnt... Tofino ist wohl in den
letzten Jahren von einem Aussteigerort von Surfern zu einem sehr
hippen Ausflugsziel und den entsprechenden Begleiterscheinungen
geworden. Die Aktivitäten reichen von den eher traditionellen Beschäftigungen
wie Fischen, Sea Kayaking und Surfen bis hin zu den mehr touristischen
Attraktionen wie "Storm watching" (Winterstürme bei einer Heissen
Schokolade hinter einem Panoramafenster zu beobachten), whale watching
und der Hot-Springs Tourismus. Letzterem wollten auch wir uns hingeben,
es sei allerdings angemerkt, dass wir genau zur richtigen Zeit da
waren um dies ohne Touristenscharen und in aller Ruhe zu machen.
Entsprechend viele Anbieter findet man in Tofino die einen mit grossen
Motorboten über das Meer fahren und einem Wale, Seelöwen und eben
auch die Hot-Springs zeigen. Unsere Idee war es diese ca. 70km nordwestlich
von Tofino liegende Hot-Springs möglichst in relativer Einsamkeit
und über mehr als einen Tag zu erleben. Die verschiedenen Tour-Anbieter
offerieren allerdings nur Tagestouren zu Preisen um 80Can$ bis 100Can$
pro Person ohne die Möglichkeit übernacht zu bleiben. Alternative
wäre ein Wasserflugzeug, soviel wusste ich. Zugleich könnte man
damit den Blick von oben auf Vancouver Island verbinden also den
Flug zugleich als Rundflug betrachten. Nach einiger Überlegung entschlossen
wir uns und buchten bei der Tofino
Air für den folgenden Tag einen Flug und den Rückflug für den
darauf folgenden Tag. Die 324Can$ erschienen im Vergleich zu zwei
Personen per Boot nicht zu unangemessen und es erschien als ob das
die einzige Möglichkeit wäre. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht
wussten und was uns natürlich auch keiner sagte war, dass es ein
Wassertaxi gibt das regelmässig verkehrt und pro Person einfach
30Can$ kostet.
Ein Tofino charakterisierendes Beispiel war der Campground, der
vermutlich hässlichste Platz der ganzen Reise, ohne Blick, der Platz
wie eine Kiesgrube, die nach dem Regen förmlich überschwemmt war,
keinerlei besonderer Komfort wie Sauna etc. und das Ganze sollte
unglaubliche 25$ kosten. Wir stellten uns spätabends hin und fuhren
sehr früh wieder.
Unser Ausflug stand bevor. Wir packten das Zelt und Schlafsack,
Kocher und was man sonst noch so braucht und gingen zum Wasserflugzeug.
Eine Beaver für eigentlich sieben Personen war unser Shuttle zu
den Hot Springs. Leider fand der Hinflug bei nebligem und regnerischen
Wetter statt, interessant und erlebnisreich ist es aber allemal
über die Küste zu fliegen. In der Hot Springs Cove angekommen suchten
wir uns auf dem einfachen im Regenwald gelegenen Campground der
Einheimischen einen trockenen Platz und bauten das Zelt auf solange
es mal nicht regnete. Sobald das erledigt war hielt uns nichts mehr
und wir machten uns so schnell es der 2,5 km lange (!) Steg durch
den nassen Wald zuliess zu den Quellen auf. Dort kamen wir gegen
zwei Uhr an und trafen nur eine etwas angetrunkene Dreiergruppe
die hier wohl den Tag essend und trinkend verbracht hatten, sich
aber dann bald von dannen machten. Wir hatten also genau das was
wir wollten erreicht: alleine in den Hot Springs zu sein.
Diese heisse Quelle ist vielleicht die Schönsten die es gibt. Sie
befinden sich unmittelbar am Meer, aus einer Quelle tritt das heisse
Wasser aus, fliesst einige Meter durch den Waldrand um dann in einem
kleinen Wasserfall durch vier aneinanderhängende natürliche Pools
in den Pazifik zu fliessen. Die Pools haben - solange es nicht sehr
stark regnet - mit zwischen 35°C und 45°C Grad ideale Badetemperatur.
Naturgemäss ist der oberste Pool bzw. der Wasserfall am heissesten.
Ein, zwei Minuten unter dem Wasserfall und man kommt sich wie eine
Brühwurst vor. In den Pools zu liegen ist wie in einer Badewanne
zu liegen nur schöner, da einem eine kühle nach Meer und Wald duftende
Luft umweht und ständig warmes Wasser nachfliesst.
In dem Pool liegend ein Bier zu trinken und dem Rauschen der Wellen
des Ozeans zu lauschen.... Erst in der Dämmerung konnte ich mich
losreissen und mit den Taschenlampen liefen wir über den Steg die
halbe Stunde Weg zum Zelt. Wir kochten unsere Nudeln und konnten
kaum fassen, dass der Himmel aufriss und man einen wunderbaren Sternenhimmel
sehen konnte. Eine schöne Aussicht für den folgenden Tag: Sonne.
Die hatten wir auch tatsächlich. Die Idee des Sightseeingflugs
schien zu klappen. Wir frühstückten unser Müsli und machten uns
dann wieder auf den Weg zu der Quelle. Noch ein paar Stunden blieben
uns bis um ein Uhr das Wasserflugzeug wieder kommen würde. Wir nützten
sie für weitere ausgiebige Planscherein. Ich fotografierte und brachte
die Kamera in diesem Wasserdampf wieder mal an ihre Belastungsgrenze.
Dieser Umstand führte dann zu mehr oder minder Totalversagen während
des Rückfluges - scheinbar jede einzelne Linsenoberfläche war beschlagen.
Irgendwann mussten wir aus diesem kleinen Paradies aufbrechen, packen
das Zelt und unsere Sachen und kaum waren wir fertig kam auch schon
die Beaver. Bei schönem Wetter und Sonnenschein ging es wieder nach
Süden Richtung Tofino, über einem Grauwal drehten wir zwei Extrarunden
- mehr als den Blas und schemenhaft den Körper sah man allerdings
nicht. Wir verlängerten den Flug für einige Extradollars um ein
paar Minuten um noch einen Blick von Long Beach, Wickaninnish Bay
und Shooner Bay von oben zu erhaschen. Dann ging es zurück nach
Tofino wo wir unser Motorhome bestiegen und entlang des sehr schön
aussehenden Kennedy Rivers in der Abendstimmung zurück nach Port
Alberni fuhren. Wir kampierten diese Nacht am Lower Sproat Lake
Campground. (Die Petroklyphen die es dort gibt verpassten wir zu
begutachten)
Der Regen hatte uns wieder. Es regnete wieder wie die Wochen zuvor.
In Anbetracht, dessen, dass wir hier wohl die letzte Möglichkeit
hatten auf Lachse zu fischen widmeten wir dem Somass River oberhalb
von Port Alberni in einem kleinen River Park ein paar Stunden. Einige
aufsteigenden Cohos und Chums befanden sich im hier nur wenige Kilometer
vom Meer entfernten Fluss. Ich konnte einen schönen frischen Coho
(? nicht ganz sicher) fangen. Sonst wollte keiner der Fische unsere
Fliegen nehmen. Nach gut drei Stunden hörten wir auf zu fischen
und fuhren bei schlechter Sicht in der Dunkelheit bei Regen, die
Strasse mehr erahnend denn sehend nach Osten. Der nächste Campground
war zum Glück nicht weit und so stellten wir uns auf den Little
Qualicum Falls Park ohne die Wasserfälle auch nur eines Blickes
zu würdigen. (recht schön wie auch der vorhergehende Sproat Lake
Campground)
Als bester Fluss auf Vancouver Island wird einhellig der Cowichan
River im Süden genannt. Wir wollten ihm einige Zeit widmen und fuhren
nach Lake Cowichan auf der Suche nach weiteren Informationen. Doch
daraus wurde nichts, alles was nach FlyShop aussah hatte zu und
sonst wusste keiner was. So fuhren wir zum Skutz Falls Provincial
Park an dem wir einen Fliegenfischer in Wathose auf seinem Mountainbike
gerade vom Fischen kommend erwischten. Er wies uns auf einen Weg
hin, der auf der nördlichen Flussseite vom Parkplatz bei den Skutz
Falls stromauf führt und von dem man nach ca. 5-10 Minuten bei einem
kleinen Hof auf einen Weg zum Fluss stösst. Ohne Probleme fanden
wir ihn und wunderten uns wieder mal wie undurchdringlich der Wald
ohne Weg sein kann und wie verloren man ist, wenn man nicht weiss
wo man genau an den Fluss kommt. Ziel unser folgenden Fischbemühungen
waren nicht die aufsteigenden Lachse sondern mehr Forellen die sich
zu dieser Zeit von Lachseiern ernähren. Kurz gesagt: wir blieben
erfolglos. Man müsste hier wohl etwas Zeit investieren oder genauer
Nachfragen um die interessanten Pools ausfindig zu machen. Zeit
die wir bei diesem Regen nicht investieren wollten. Der Fluss ist
an sich wunderbar, er fliesst durch einen dichten Wald und hat eine
grünliche klare Farbe. Immer wieder fliessen kleinere Bäche hinzu
in denen im wenige Zentimeter tiefen Wasser die Lachse laichen.
Wir beschlossen, dass das die Abschlussfischerei von Vancouver Island
und zugleich BC gewesen sein soll. Der Zeitraum den wir auf Vancouver
Island verbrachten war für die Fischerei zweifelsfrei etwas spät,
September oder Oktober wäre sicher besser gewesen. Wenn wir auch
in allen befischten Gewässern frisch aufsteigende Lachse in mehr
oder minder grosser Anzahl hatten. Trotz des Regens war kein Fluss
unbefischbar. Mit gezielter und spezifischer Vorbereitung auf einige
Flüsse findet man hier sicher aussergewöhnliche gute Lachsfischerei.
Die Steelheadfischerei nimmt eher einen untergeordneten Stellenwert
ein, zu gering sind die Zahl dieser aufsteigenden Fische. Forellenfischerei
findet man vereinzelt z.B. im Cameron Lake und Cowichan River, sicher
aber nicht ausreichend um als eigenes Ziel zu gelten. Eine interessante
Art der Lachsfischerei blieb uns wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit
verwehrt: die Fischerei mit der Fliege im Salzwasser vor z.B. Tofino.
August bis Oktober scheint hierfür ideal zu sein.
Am 13. November fuhren wir nach Victoria. Die erste Grossstadt
seit Wochen. Viel wird über ihre Reize geschrieben und zugegeben
sie ist ganz nett mit ihrer sauberen Innenstadt und der Lage am
Wasser. Allerdings regnete es natürlich. Ideales Wetter für einen
Museumsbesuch. Wir gingen ins teilweise interessante, teilweise
auf dem didaktischen Niveau einer Elementary School angesiedelte
Royal British Columbia Museum. Das interessanteste war die Abteilung
über die First Nation und ein IMAX Film über Höhlenexpeditionen.
Zum Abschiedsessen von Canada wählten wir am Abend das Wild Saffron
Restaurant und ein recht gutes japanisches Fondue. Das Beste am
Essen war aber wohl das Bier. Im Haus und teilweise nach Reinheitsgebot
gebraut schmeckte es vorzüglich.
Ein kleiner nachträglicher Einschub. In Vancouver sahen wir
im Schaufenster einer Gallery einen Siebdruck zweier Lachse die
fast wie Orkas aussehen. Ein wunderbarer kleiner Druck in dunklen
Blautönen, flächig und ornamental und halt ein Siebdruck
- ich wollte ihn und Ines zum Glück auch. Wir kauften ihn also
in der Alcheringa Gallery (Deutsche Eigentümerin) und brachten
ihn anschliessend zur Post. (Zu Hause kam er wohlbehalten an und
hängt jetzt in Mannheim in der Essdiele).
Tagsdrauf, am 14. November verliessen wir Vancouver Island mit
der Fähre nach Port Angeles in Washington (USA) auf der Olympic
Peninsula.
Vancouver Island hinterliess bei mir ein zweiseitiges Bild. Einerseits
war das Wetter überwiegend regnerisch - nicht gerade Vorteilhaft,
andererseits trafen wir auf die letzten Reste einiger wohl sehr
guter Flüsse für die Lachsfischerei. September oder früher Oktober
wäre sicher besser gewesen - aber das war klar. Im Sommer muss es
auf der Insel von Touristen nur so wimmeln, dann sind wahrscheinlich
ausgefallenere und längere Seakayaktouren notwendig um diesem Rummel
zu entkommen. Das war wiederum der Vorteil unserer Reisezeit - nichts
los. Allerdings auch ein Nachteil, da einen ständig das Schild "Closed
for Season" begleitet. Ideal wäre sicher etwas wie: ein paar Tage
im Salzwasser auf Lachse, Campbell River auf Chums oder Pinks, Hot
Springs Cove, ein Rundflug zu den Della Falls (wer es sich leisten
kann und das Wetter dazu hat, sollte es machen) und noch mit einem
Guide oder mit etwas Zeit am Cowichan auf Browns. Wir waren schon
nahe dran...
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