Vancouver Island
03. November - 14. November 2001
Port Hardy - Victoria, Vancouver Island

 

 

 

Viel wird über die Inside Passage an der Kanadischen Pazifikküsste geschrieben, viele positive Worte welche die grandiose einsame Landschaft über alles loben. Also war diese Art der Fortbewegung über fast 500km entlang der Fjorde und Kanäle von Prince Rupert nach Port Hardy "the way to go". Ohne Probleme konnten wir einige Wochen zuvor einen Platz per Internet reservieren (im Sommer sollte man eher Monate im Voraus buchen). Für den 24' Camper mit zwei Personen Passage 500 Can$. Auf den ersten Blick viel, auf den zweiten Blick günstig, da ca. 1300km Strasse gespart werden. Wir schifften also am 2. November am Vormittag ein und die Fahrt in den Süden ging bei grauem Wetter los. Und im Prinzip wars das. Die viel gelobte Grandiosität der Fahrt blieb mir in diesem grauen regnerischen Wetter verborgen, und ich bezweifle ernsthaft ob sie wirklich so toll ist. Für den durchschnittlichen, die National Parks abklappernden Touristen ist sie sicher ein Erlebnis, aber für einen Wasserliebenden, der Stunden in Flüssen und anderen Gewässern verbringt liegt die Reizschwelle um Grössenordnungen höher. Was von dieser Fahrt als Eindrücke blieben war dann auch eher von anderer Art und Weise. Das Essen ist schlichtweg besorgniserregend. Der Kommentar mit dem Ines ihren Teller vom Personal hingestellt bekam "Enjoy!" wird unbeabsichtigt doppelsinnig. Obwohl ich seit meinem ersten Semester in keiner Mensa mehr war behielt ich das gereichte Essen bei mir. Von Glück kann man reden, dass die Überfahrt bis auf eine wenige Stunden lange Passage in geschützten Gewässern verläuft. Doch diese hatten es mit stark rollendem und stampfendem Schiff in sich. Ich war überrascht wie gut ich dabei dennoch auf der Isomatte auf dem Boden schlafen konnte. Allerdings setzte uns das Essen auch noch Stunden danach zu und das Gefühl, dass sich der Boden bewegt verliess uns erst nach einem Tag. Kurzum: Bei einem der wenigen wirklich sonnigen Tage ist die Überfahrt unterhaltsamer, sonst aber nicht unbedingt besondere Anstrengungen wert, wobei natürlich die Fahrt über das Festland entlang der zahlreichen Kahlschläge auch nicht mit Reizen um sich wirft.

Die Kahlschläge liessen uns aber auch auf Vancouver Island nicht los. Im Vorfeld hatte ich schon von dieser Eigenart Vancouver Islands gelesen. Die ersten 250km des Highways auf Vancouver Island von Port Hardy nach Süden empfand ich als uninteressant und wenig reizvoll. Kahlschläge wechseln sich mit Wiederaufforstungen ab. Die Rigorosität und Profitorientierung der Holzindustrie in BC tritt hier voll zu Tage. Mit knapp 20% der Arbeitnehmer in BC stellt die Holzindustrie einen tragenden und einflussreichen Wirtschaftszweig. Die Natur wird als geldbringende Ressource angesehen die zum kurzsichtigen Wohl ausgebeutet wird. Erst in diesem Jahr (2001) wurde nach jahrelangen Kämpfen ein Vertrag unterzeichnet der ca. 30 Flusstäler auf der Insel vor der Holzindustrie schützt. Ich dachte immer, dass dieser Vertrag schon lange bestünde ... Unglaublich mit welchen Begründungen der Jahrtausende alte Regenwald am Pazifik abgeholzt wird. "Der Wald ist überaltert und das Holz muss bevor es verfault, genutzt werden" ist nur eine dieser hirnrissigen "Argumente". Abnehmer sind unter anderem die Printindustrie in Deutschland. (Bestellt eure Tageszeitung ab, und lest sie per ADSL im Netz!). Die Abholzung dieses Pazifischen-Regenwalds sollte eigentlich seit einem Jahrzehnt jedem bekannt sein - ich befürchte aber, dass sie es nicht ist. Think about it!

Campbell River am gleichnamigen Fluss war schliesslich der erste interessantere Ort an der Ostküste der Insel. Im FlyShop (Tyee Marine Shop) wurde die Frage nach dem interessantesten Fluss recht schnell und eindeutig beantwortet. Der dem Ort den Namen gebenden Campbell River hatte gerade einen Aufstieg von Chum Lachsen. Die Schilderungen von Vorfachsprengenden und Armermüdenden Lachsen klangen verlockend. Wir wollten es Versuchen. Einen schönen Campground in unmittelbarer Nähe zu den interessanten Fischgründen fanden wir im Elk Falls Campground am Quinsam River der unterhalb in den Campbell River mündet.

Der nächste Tag war nicht nur der zweite Monatstag unserer Ankunft (4. Nov.) und ein Sonntag sondern er brachte auch die lange herbeigesehnte Sonne wieder zum Vorschein. Wir nutzten das Wetter zu einem Spaziergang am Fluss entlang und zum ausgiebigen Bestaunen der zum Laichen aufsteigenden Chums. Unglaublich. Fisch an Fisch. Aufsteigenden, neben laichenden Fischen und dazwischen immer wieder tote oder sterbende Lachse. Ein groteskes Bild, dieser, die Art erhaltenden Schritt so nahe am Ende des einzelnen Fisches. Teilweise dachte man die Fische sind mehr tot als lebendig so vergammelt sahen einige aus. Chums bekommen im Süsswasser sehr bald (bzw. haben schon im Salzwasser) weisse Flecken die wie verfaultes Fleisch aussehen, auch ihre Laichfarbe sieht mit den groben Streifen nicht gerade ansehnlich aus. Das Aussehen sollte allerdings nicht über deren Energie und Kraft hinwegtäuschen. Sie zählen wohl zu den besten Kämpfern an der Fliegenrute im Süsswasser - davon wollten wir uns überzeugen. Nachmittags montierten wir unsere 9er bzw. 10er Ruten mit den schnell sinkenden Teenies und irgendwelchen (!) Lachsfliegen. Im FlyShop erhielten wir den Tip nicht zu starkes Vorfach zu nehmen und zur Not den Fisch nicht per Hand zu releasen sondern das Vorfach als "Not-Schwachstelle" zu nutzen. Es bedurfte nur weniger Würfe (zwei, drei?) und ein Fisch war an der Fliege. Etwas, das man beim Süsswasserfliegenfischen nicht häufig sieht eilte durch die Rutenringe: der Backingknoten. (Knoten zwischen der ca. 27 Meter langen Fliegenschnur und der 30-200 Meter langen Schnur danach). Einige Dutzend Meter flussab ein Fisch der Luftakrobatig zeigte - der Fisch an der Schnur - dann weitere Fluchten, ein paar Meter wieder an Schnur gewonnen, die Bremse ganz am Anschlag zu gedreht, die Rute bis ins Handteil stark durchgebogen... und ab. Das war die Regel und nicht die Ausnahme. Entweder kam die widerhakenlose Fliege ab oder man blockierte die Rolle wenn man nach einigen Minuten Drill keine Chance sah, den Fisch im rasch strömenden Wasser in Griffnähe zu bekommen. Wohl zwischen 10 und 15 Pfd. war der Grossteil der gehakten Fische. Mit Konzentration und Geduld landet man vielleicht jeden zehnten Fisch oder man geht zwei drei Nummern beim Gerät rauf. Für heute beendeten wir die Fischerei. Wir hatten beide genug Fische an der Angel. Ines auf ein halbes Dutzend Würfe drei Fische! Morgen werden der Fluss und auch die Fische sicher noch da sein.

Beide waren es. Wir auch wieder. Wir fischten wieder am Pool zwischen den beiden Inseln. Ich denke es war mein dritter Fisch oder so, er machte eine nicht zu bremsende Flucht stromab ins schnelle Wasser. Der Backingknoten kam zum wiederholten Male zum Vorschein aber diesmal wars anders, nach weiteren zehn Metern war plötzlich kein Zug mehr auf der Schnur. Die Fliegenschnur hatte sich aus der Verbindungsschlaufe gelöst und war weg. Nicht nur, dass der Fisch wohl die nächste Zeit mit einer äusserst hinderlichen Fliegenschnur herumschwamm sondern auch, dass meine fast noch frische Teeny weg war. Mittlerweile hatte Ines im schnellen, Gürtel tiefen Wasser ein kleines Bad genommen und war nass, so hatten wir beide einen guten Grund die Fischerei zu unterbrechen, Ines für trockene Kleidung und ich für einen Besuch im FlyShop und das Besorgen einer neuen Schnur.

Durch die vielen Hänger (es ist notwendig die Fliege absolut am Grund anzubieten) und das unvermeidliche Abreissen einiger Fische im Drill verbraucht man hier im Laufe eines Fischtages einige Fliegen. Schon wir, mit unseren kurzen Fischtagen die hier eigentlich nie mehr als vier Stunden lang waren, hatten einen Fliegenverbrauch von ca. 10 Fliegen. Sehr ärgerlich eigentlich, aber zum Glück nahmen die Chums auch sehr einfach gebundene Fliegen. Dazu hatte ich mir ein spezielles Muster ausgedacht, dass nur aus Schwanz, Körper und einer Hechel bestand. An zwei Abenden band ich jeweils zwanzig Fliegen, was bei diesem Muster - wenn man die Unterbrechungen durch den Single Malt abzieht - nur eine gute Stunde gedauert hat, also ca. drei bis vier Minuten pro Lachsfliege. Im Vergleich zu einem klassischen Muster an dem man gut seine drei Stunden verbringen kann sind das Sekunden, aber auch im Vergleich zu einer Pheasenttail Nymphe für die ich, wenn ich mich beeile sechs Minuten brauche, fand ich das schon sehr optimal. Das ganze trägt dann zu etwas entspannterem Fischen bei und lässt den Verlust einer der Fliegen nicht so schwer wiegen. Ich hatte schon die Überlegung angestellt, die Fliegen dermassen hässlich zu gestalten und zu binden, dass man sich förmlich freut wenn man sie verliert. Ich liess es dann doch, denn hässliche Fliegen bindet man nicht ans Vorfach und deshalb können sie keine Fische fangen. Einer der fundamentalen Grundsätze der Fliegenfischerei.

Wir blieben noch einen weiteren Tag nachdem wir einen etwas unerfreulichen Campground direkt am Wasserflugzeugflugafen zum Aufladen der Akkus gefunden hatten. Die Restrooms waren ewig weit weg, der Platz hässlich wie fast alle kommerziellen Grounds hier und die Flugzeuge waren beim Starten nicht nur laut sondern mehr als das. 20Can$ waren dann doch zuviel dafür.

Zur Abwechslung gingen wir an die Strecke unterhalb der Brücke in Campbell River. Der Fluss hat hier nur noch wenige Meter zu fliessen, dann mündet er ins Meer. Von der Brücke sah man hunderte von Chum Lachsen im Abstand von ca. 1,5 Metern über die ganze Flussbreite stehen. So etwas hatten wir noch nicht gesehen. Wir brannten natürlich darauf sofort zu fischen. Einige Meter unterhalb der Brücke wateten wir in den Fluss, der erste Fisch war nach wenigen Würfen an der Fliege. Und das leider im wörtlichen Sinne. Durch die unglaubliche Dichte der Fische waren vielleicht nur gut die Hälfte der Fische sauber im Maul gehakt. Nach zwei drei Stunden und verschiedenen Versuchen, so zu fischen, dass man keine Fische mehr aussen hakt, sie aber dennoch fängt, hörten wir damit auf. Sie standen einfach zu dicht und für sauberes Deaddriften der Fliege war das Wasser zu schnell. Wir packten ein und machten uns auf den Weg weiter an der Ostküste Vancouver Islands entlang nach Süden.

Die Ostküste Vancouver Islands kann man in Anbetracht der kilometerweit durchgehenden Bebauung mit unbeschreiblich hässlichen Häusern als unattraktiv bezeichnen. RV-Park reiht sich hier an RV-Park und der Gedanke drängt sich auf, dass jeder der hier sein eigenes Unternehmen eröffnen will einen RV-Park eröffnet. Die Kapazität an hässlichen, direkt an der Strasse gelegenen Stellplätzen hier ist unermesslich.

Bei Qualicum Beach passierten wir ein sehr nett aussehendes Café in einem Haus im englischen Fachwerkhausstil. Es war genau die richtige Zeit für einen Kaffee und etwas Süsses dazu. Wir wendeten unser Gefährt und nahmen besagtes zu uns. Das kleine Restaurant/Café - Fish Tales ist sein Name - wäre sicher auch nett für ein Abendessen, naja mal sehen ob es sich ergibt. Wir versuchten noch nach einer kleinen Umwegirrfahrt in French Creek Informationen über die regionale Fischerei zu erhalten aber erhielten auch am folgenden Tag im Tackleshop in French Creek nur den Hinweis auf den Little Qualicum River bei der Hatchery. Wir versuchten unser Glück allerdings nicht und liessen ihn unbefischt hinter uns. Bevor wir uns oberhalb der Little Qualicum Fish-Hatchery auf eine weite freie Fläche in den Wald stellten zum Campen, gingen wir tatsächlich in das Fish Tales Cafe zum Essen. Der Drei-Fisch-Teller war sehr schmackhaft (Cod, Halibut und Atlantic Salmon) und der Wein dazu nicht mal sehr teuer. Glücklicherweise war der Weg zu besagtem Platz im Wald nicht weit. Am Lagerfeuer mit Zigarre setzten wir den Abend fort und genossen die verschiedenen Arten der Glut.

Wir verabschiedeten uns von der Ostküste und fuhren in das Innere der Insel zum Englishman River und den gleichnamigen Wasserfällen. Nicht, dass wir die unverständliche und über alles gehende Liebe der Nordamerikaner für in die Tiefe fallendes Wasser teilen (diese Flussstrecken sind meist fischfrei also für uns ganz und gar uninteressant), aber dieser recht schöne State Park lag am Weg und so wollten wir ihn doch nicht auslassen. Einen Abstecher ist er wert, einen längeren Umweg nur wenn man dort verweilen will oder eben diese beschriebene Vorliebe teilt. Weiter nach Port Alberni ging es mit einem kurzen Halt am direkt am Weg liegenden Cathedral Grove. Grove bezeichnet hier in der Regel eine Ansammlung von grossen alten Redwoods die der Forstindustrie entkamen - meist aus dem Grund, da sie in einem State Park oder ähnlichen Schutzgebieten stehen.

In Port Alberni fanden wir schliesslich ein von zwei Deutschen betriebenes Internet Cafe, das ausgesprochen nett war, aber bzgl. der drei Rechner eher unpraktisch (teilweise feste Tastaturen), dafür gab es aber günstigen und guten Kaffee so wie guten Kuchen. Der Rest des Abends galt einer riesigen Ladung Wäsche und einigen Kilometern Fahrt Richtung Tofino, nachdem ich an einem beschriebenen potentiellen Fischplatz ca. 20 km vorbeifuhr. Hätte ich mal das GPS angemacht... Wir stellten uns auf ein Restarea und sparten wieder mal den Campground.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Tofino bzw. zum Pacific Rim National Park (Long Beach Unit). Diese kurvige Strasse hätte man wirklich nicht in der Nacht fahren sollen. Unser erster Halt an der an der Küste galt dem südlichen Ende der Wickaninnish Bay in der Long Beach Unit des Parks. Ein weitläufiger Strand mit Treibholz und undurchdringlichem Regenwald im Hintergrund. Weiter ging es zum Trail zur Shooner Bay die durch einen teilweise mit Stegen ergänzten Trail durch den Wald zu erreichen ist. Ein Indianerdorf in der Nähe dieser malerischen Bucht mit vorgelagerter kleiner Insel erinnert hier an die sogenannte First Nation, also die mutmasslichen Ureinwohner dieser Landschaft. Mutmasslich, da nicht zuletzt der Kennewick-Man (ein Schädelfund in Washington bei Kennewick am Columbia River) Zweifel an den vermeintlichen Ureinwohnern aufkommen lies.

In Tofino kamen wir am späten Nachmittag an, es regnete wieder mal, wir hatten uns schon dran gewöhnt... Tofino ist wohl in den letzten Jahren von einem Aussteigerort von Surfern zu einem sehr hippen Ausflugsziel und den entsprechenden Begleiterscheinungen geworden. Die Aktivitäten reichen von den eher traditionellen Beschäftigungen wie Fischen, Sea Kayaking und Surfen bis hin zu den mehr touristischen Attraktionen wie "Storm watching" (Winterstürme bei einer Heissen Schokolade hinter einem Panoramafenster zu beobachten), whale watching und der Hot-Springs Tourismus. Letzterem wollten auch wir uns hingeben, es sei allerdings angemerkt, dass wir genau zur richtigen Zeit da waren um dies ohne Touristenscharen und in aller Ruhe zu machen. Entsprechend viele Anbieter findet man in Tofino die einen mit grossen Motorboten über das Meer fahren und einem Wale, Seelöwen und eben auch die Hot-Springs zeigen. Unsere Idee war es diese ca. 70km nordwestlich von Tofino liegende Hot-Springs möglichst in relativer Einsamkeit und über mehr als einen Tag zu erleben. Die verschiedenen Tour-Anbieter offerieren allerdings nur Tagestouren zu Preisen um 80Can$ bis 100Can$ pro Person ohne die Möglichkeit übernacht zu bleiben. Alternative wäre ein Wasserflugzeug, soviel wusste ich. Zugleich könnte man damit den Blick von oben auf Vancouver Island verbinden also den Flug zugleich als Rundflug betrachten. Nach einiger Überlegung entschlossen wir uns und buchten bei der Tofino Air für den folgenden Tag einen Flug und den Rückflug für den darauf folgenden Tag. Die 324Can$ erschienen im Vergleich zu zwei Personen per Boot nicht zu unangemessen und es erschien als ob das die einzige Möglichkeit wäre. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten und was uns natürlich auch keiner sagte war, dass es ein Wassertaxi gibt das regelmässig verkehrt und pro Person einfach 30Can$ kostet.

Ein Tofino charakterisierendes Beispiel war der Campground, der vermutlich hässlichste Platz der ganzen Reise, ohne Blick, der Platz wie eine Kiesgrube, die nach dem Regen förmlich überschwemmt war, keinerlei besonderer Komfort wie Sauna etc. und das Ganze sollte unglaubliche 25$ kosten. Wir stellten uns spätabends hin und fuhren sehr früh wieder.

Unser Ausflug stand bevor. Wir packten das Zelt und Schlafsack, Kocher und was man sonst noch so braucht und gingen zum Wasserflugzeug. Eine Beaver für eigentlich sieben Personen war unser Shuttle zu den Hot Springs. Leider fand der Hinflug bei nebligem und regnerischen Wetter statt, interessant und erlebnisreich ist es aber allemal über die Küste zu fliegen. In der Hot Springs Cove angekommen suchten wir uns auf dem einfachen im Regenwald gelegenen Campground der Einheimischen einen trockenen Platz und bauten das Zelt auf solange es mal nicht regnete. Sobald das erledigt war hielt uns nichts mehr und wir machten uns so schnell es der 2,5 km lange (!) Steg durch den nassen Wald zuliess zu den Quellen auf. Dort kamen wir gegen zwei Uhr an und trafen nur eine etwas angetrunkene Dreiergruppe die hier wohl den Tag essend und trinkend verbracht hatten, sich aber dann bald von dannen machten. Wir hatten also genau das was wir wollten erreicht: alleine in den Hot Springs zu sein.

Diese heisse Quelle ist vielleicht die Schönsten die es gibt. Sie befinden sich unmittelbar am Meer, aus einer Quelle tritt das heisse Wasser aus, fliesst einige Meter durch den Waldrand um dann in einem kleinen Wasserfall durch vier aneinanderhängende natürliche Pools in den Pazifik zu fliessen. Die Pools haben - solange es nicht sehr stark regnet - mit zwischen 35°C und 45°C Grad ideale Badetemperatur. Naturgemäss ist der oberste Pool bzw. der Wasserfall am heissesten. Ein, zwei Minuten unter dem Wasserfall und man kommt sich wie eine Brühwurst vor. In den Pools zu liegen ist wie in einer Badewanne zu liegen nur schöner, da einem eine kühle nach Meer und Wald duftende Luft umweht und ständig warmes Wasser nachfliesst.

In dem Pool liegend ein Bier zu trinken und dem Rauschen der Wellen des Ozeans zu lauschen.... Erst in der Dämmerung konnte ich mich losreissen und mit den Taschenlampen liefen wir über den Steg die halbe Stunde Weg zum Zelt. Wir kochten unsere Nudeln und konnten kaum fassen, dass der Himmel aufriss und man einen wunderbaren Sternenhimmel sehen konnte. Eine schöne Aussicht für den folgenden Tag: Sonne.

Die hatten wir auch tatsächlich. Die Idee des Sightseeingflugs schien zu klappen. Wir frühstückten unser Müsli und machten uns dann wieder auf den Weg zu der Quelle. Noch ein paar Stunden blieben uns bis um ein Uhr das Wasserflugzeug wieder kommen würde. Wir nützten sie für weitere ausgiebige Planscherein. Ich fotografierte und brachte die Kamera in diesem Wasserdampf wieder mal an ihre Belastungsgrenze. Dieser Umstand führte dann zu mehr oder minder Totalversagen während des Rückfluges - scheinbar jede einzelne Linsenoberfläche war beschlagen. Irgendwann mussten wir aus diesem kleinen Paradies aufbrechen, packen das Zelt und unsere Sachen und kaum waren wir fertig kam auch schon die Beaver. Bei schönem Wetter und Sonnenschein ging es wieder nach Süden Richtung Tofino, über einem Grauwal drehten wir zwei Extrarunden - mehr als den Blas und schemenhaft den Körper sah man allerdings nicht. Wir verlängerten den Flug für einige Extradollars um ein paar Minuten um noch einen Blick von Long Beach, Wickaninnish Bay und Shooner Bay von oben zu erhaschen. Dann ging es zurück nach Tofino wo wir unser Motorhome bestiegen und entlang des sehr schön aussehenden Kennedy Rivers in der Abendstimmung zurück nach Port Alberni fuhren. Wir kampierten diese Nacht am Lower Sproat Lake Campground. (Die Petroklyphen die es dort gibt verpassten wir zu begutachten)

Der Regen hatte uns wieder. Es regnete wieder wie die Wochen zuvor. In Anbetracht, dessen, dass wir hier wohl die letzte Möglichkeit hatten auf Lachse zu fischen widmeten wir dem Somass River oberhalb von Port Alberni in einem kleinen River Park ein paar Stunden. Einige aufsteigenden Cohos und Chums befanden sich im hier nur wenige Kilometer vom Meer entfernten Fluss. Ich konnte einen schönen frischen Coho (? nicht ganz sicher) fangen. Sonst wollte keiner der Fische unsere Fliegen nehmen. Nach gut drei Stunden hörten wir auf zu fischen und fuhren bei schlechter Sicht in der Dunkelheit bei Regen, die Strasse mehr erahnend denn sehend nach Osten. Der nächste Campground war zum Glück nicht weit und so stellten wir uns auf den Little Qualicum Falls Park ohne die Wasserfälle auch nur eines Blickes zu würdigen. (recht schön wie auch der vorhergehende Sproat Lake Campground)

Als bester Fluss auf Vancouver Island wird einhellig der Cowichan River im Süden genannt. Wir wollten ihm einige Zeit widmen und fuhren nach Lake Cowichan auf der Suche nach weiteren Informationen. Doch daraus wurde nichts, alles was nach FlyShop aussah hatte zu und sonst wusste keiner was. So fuhren wir zum Skutz Falls Provincial Park an dem wir einen Fliegenfischer in Wathose auf seinem Mountainbike gerade vom Fischen kommend erwischten. Er wies uns auf einen Weg hin, der auf der nördlichen Flussseite vom Parkplatz bei den Skutz Falls stromauf führt und von dem man nach ca. 5-10 Minuten bei einem kleinen Hof auf einen Weg zum Fluss stösst. Ohne Probleme fanden wir ihn und wunderten uns wieder mal wie undurchdringlich der Wald ohne Weg sein kann und wie verloren man ist, wenn man nicht weiss wo man genau an den Fluss kommt. Ziel unser folgenden Fischbemühungen waren nicht die aufsteigenden Lachse sondern mehr Forellen die sich zu dieser Zeit von Lachseiern ernähren. Kurz gesagt: wir blieben erfolglos. Man müsste hier wohl etwas Zeit investieren oder genauer Nachfragen um die interessanten Pools ausfindig zu machen. Zeit die wir bei diesem Regen nicht investieren wollten. Der Fluss ist an sich wunderbar, er fliesst durch einen dichten Wald und hat eine grünliche klare Farbe. Immer wieder fliessen kleinere Bäche hinzu in denen im wenige Zentimeter tiefen Wasser die Lachse laichen. Wir beschlossen, dass das die Abschlussfischerei von Vancouver Island und zugleich BC gewesen sein soll. Der Zeitraum den wir auf Vancouver Island verbrachten war für die Fischerei zweifelsfrei etwas spät, September oder Oktober wäre sicher besser gewesen. Wenn wir auch in allen befischten Gewässern frisch aufsteigende Lachse in mehr oder minder grosser Anzahl hatten. Trotz des Regens war kein Fluss unbefischbar. Mit gezielter und spezifischer Vorbereitung auf einige Flüsse findet man hier sicher aussergewöhnliche gute Lachsfischerei. Die Steelheadfischerei nimmt eher einen untergeordneten Stellenwert ein, zu gering sind die Zahl dieser aufsteigenden Fische. Forellenfischerei findet man vereinzelt z.B. im Cameron Lake und Cowichan River, sicher aber nicht ausreichend um als eigenes Ziel zu gelten. Eine interessante Art der Lachsfischerei blieb uns wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit verwehrt: die Fischerei mit der Fliege im Salzwasser vor z.B. Tofino. August bis Oktober scheint hierfür ideal zu sein.

Am 13. November fuhren wir nach Victoria. Die erste Grossstadt seit Wochen. Viel wird über ihre Reize geschrieben und zugegeben sie ist ganz nett mit ihrer sauberen Innenstadt und der Lage am Wasser. Allerdings regnete es natürlich. Ideales Wetter für einen Museumsbesuch. Wir gingen ins teilweise interessante, teilweise auf dem didaktischen Niveau einer Elementary School angesiedelte Royal British Columbia Museum. Das interessanteste war die Abteilung über die First Nation und ein IMAX Film über Höhlenexpeditionen. Zum Abschiedsessen von Canada wählten wir am Abend das Wild Saffron Restaurant und ein recht gutes japanisches Fondue. Das Beste am Essen war aber wohl das Bier. Im Haus und teilweise nach Reinheitsgebot gebraut schmeckte es vorzüglich.

Ein kleiner nachträglicher Einschub. In Vancouver sahen wir im Schaufenster einer Gallery einen Siebdruck zweier Lachse die fast wie Orkas aussehen. Ein wunderbarer kleiner Druck in dunklen Blautönen, flächig und ornamental und halt ein Siebdruck - ich wollte ihn und Ines zum Glück auch. Wir kauften ihn also in der Alcheringa Gallery (Deutsche Eigentümerin) und brachten ihn anschliessend zur Post. (Zu Hause kam er wohlbehalten an und hängt jetzt in Mannheim in der Essdiele).

Tagsdrauf, am 14. November verliessen wir Vancouver Island mit der Fähre nach Port Angeles in Washington (USA) auf der Olympic Peninsula.

Vancouver Island hinterliess bei mir ein zweiseitiges Bild. Einerseits war das Wetter überwiegend regnerisch - nicht gerade Vorteilhaft, andererseits trafen wir auf die letzten Reste einiger wohl sehr guter Flüsse für die Lachsfischerei. September oder früher Oktober wäre sicher besser gewesen - aber das war klar. Im Sommer muss es auf der Insel von Touristen nur so wimmeln, dann sind wahrscheinlich ausgefallenere und längere Seakayaktouren notwendig um diesem Rummel zu entkommen. Das war wiederum der Vorteil unserer Reisezeit - nichts los. Allerdings auch ein Nachteil, da einen ständig das Schild "Closed for Season" begleitet. Ideal wäre sicher etwas wie: ein paar Tage im Salzwasser auf Lachse, Campbell River auf Chums oder Pinks, Hot Springs Cove, ein Rundflug zu den Della Falls (wer es sich leisten kann und das Wetter dazu hat, sollte es machen) und noch mit einem Guide oder mit etwas Zeit am Cowichan auf Browns. Wir waren schon nahe dran...

 

 

 

 

Info Vancouver Island

Interessante Flüsse: Somass River, Campbell River, Cowichan, Gold River, Little Qualicum weitherin bei Tofino im Salzwasser auf Lachs, beste Zeit wohl August bis Oktober.

Gute Infos unter http://www.fishbc.com und http://www.flyshop.com

Offensichtlich ist die Insel in der Saison sehr von Touristen frequentiert

Guter FlyShop in Campbell River "Tyee Marine. Port Alberni hat zwei Shops, ein unscheinbarer mit Fischverkauf an der Brücke sehr hilfsbereit und offen. Der andere etwas komisch.

Internetzugang auf der ganzen Insel über die Libraries, allerdings ist eine Gastkarte für ein paar Dollar erforderlich - oder gutes Zureden.

Alcheringa Gallery in Victoria: http://www.alcheringa-gallery.com/

 

     

 

 

 

 


Insidepasage, Prince Rupert - Port Hardy


Clearcut auf Vancouver Island


Zellstofffabrik bei Campbell River

 


Schemenhafte Chums im Campbell River


Tote Chums im Campbell River


20 Chumcatcher und der Bindetreibstoff


Blick von der Brücke in Cambpell River auf
einige Dutzend Chums


Ines mitten in den Chums und einer an der Fliege

 


Zigarre am Lagerfeuer

 

 


Herbstlaub am Englishmanriver

 


Pumpkins zu Helloween

 


Regenwald hinter Port Alberni im Cathedral Grove

 


 


Shooner Bay bei Dämmerung

 



Regenwald auf dem Weg
zur Shooner Bay

 


Ausflug zu den Hot Springs bei Tofino,
die Beaver


Hotsprings, Ines, Florian,
heisser Wasserfall


Strand

 


Coho (?) aus dem Somass River bei Port Alberni

 


Victoria - Empress Hotel

 

 

           
 

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