Meine Hoffnung war den Bryce Canyon bei Schnee und blauem Himmel
zu erleben. Das ergäbe einen wunderbaren Kontrast mit den rötlich
fast pinkfarbenen Erosionsformen die hier Hoodoos genannt werden.
Den Schnee hatten wir, die Sonne nicht. Es war grau in grau und
sämtliche Kontraste verloren sich im Schnee. Ich war schlichtweg
enttäuscht. So blieb uns nicht vielmehr übrig, als eine kleine Wanderung
vorbei an der Formation die Queen genannt wird und durch die sogenannte
Wall Street zu machen. Die Wege waren verschneit und nur wenige
Parkbesucher hatten ähnliche Pläne wie wir - so waren wir fast alleine
- auch etwas angenehmes, insbesondere, da es hier für die Höhe (ca.
2200 Meter über n.N.) auf der der Park liegt nicht besonders kalt
war. Nur einige Grad unter Null, wenn nicht sogar ein zehntel Grad
über Null. (Ich schreibe diese Zeilen stark retrospektiv, fünf Wochen
später als das Erlebte, Anfang Januar in Baja Californien nur wenige
Kilometer nördlich des Nördlichen Wendekreises - also fast Tropen,
es hat 23°C im Schatten die Sonne brennt und der Himmel ist strahlend
blau - und das seit Wochen. Kontraste einer Reise) Eigentlich beabsichtigten
wir hier eine Nacht zu verweilen, aber der Campground war mit seinen
ungeräumten Stellplätzen wenig einladend und wir hatten noch einige
Stunden Tageslicht übrig.
Bei Escalante, ca. zwei Fahrstunden Östlich vom Bryce zweigt eine
Dirt Road namens "Hole in the Rock Road" nach Süden von der Hauptstrasse
ab. Mit mir unbekannter, aber erahnter Befahrbarkeit führt sie ca.
80km in süd-östlicher Richtung um am Lake Powel bzw. Colorado River
zu enden. Ca. 26 Mile hinter der Abzweigung befindet sich nach einer
weiteren Mile Links der Trailhead zu einer Wanderung zu drei bzw.
vier Slot-Canyons. Peak A Boo, Namenloser und Spooky Gulch. Slot-Canyons
- mit einer umständlichen aber treffenden deutschen Übersetzung
auch als "Korkenzieher Canyons" bezeichnet sind vom Wasser gefressene
enge, teilweise nur wenige Dezimeter breite Schluchten im homogenen
Sandstein des Colorado Plateaus. Das Wasser hat in ihnen unbeschreibliche
Formen geschaffen die mit der Sonne bezaubernde Licht- und Farb-Situationen
entstehen lassen können.
Diese drei Slot Canyons bei Escalante war ein von mir seit langem
gehegtes Ziel. Dahin machten wir uns an diesem Nachmittag auf den
Weg. Die Strasse war eigentlich frei von Schnee aber die Frage war,
ob auch die Dirtroad zu diesen Slot-Canyons schneefrei sein würde
bzw. ob es uns mit Schnee erwischt wenn wir gerade da sind und wir
dann vielleicht Probleme hätten wieder raus zu kommen. Eine Dirtroad
deren Beschaffenheit ich nicht klar und verlässlich eruieren konnte
bei Schnee war eine nicht so erfreuliche Vorstellung, dies wollte
ich auf jeden Fall vermeiden. Abgesehen vom Schnee auf dem Weg wäre
für den Genuss der Canyons auch Sonne erforderlich. Und die fehlte
uns in den letzten zwei Tagen.
Wir fuhren also nach Escalante, kamen dort in der Dämmerung an,
fanden die Rangerstation wie erwartet geschlossen, aber hatten Glück.
Es war noch eine nette Rangerin da die mich einliess und ein paar
Infos hatte: Die Strasse sei für Motorhomes nicht so geeignet und
überhaupt.... das Übliche was man von Rangern zu hören bekommt wenn
man etwas abgelegenere Ziele im Auge hat: Do not go there! Super,
naja war nicht anders zu erwarten. Ranger zu fragen hat eigentlich
nur bei Wanderwegbeschaffenheit und Bärenaktivität einen Sinn alle
anderen Fragen kann man sich sparen, da man sich die Antworten selber
besser geben kann wenn man nur halbwegs - was im Vergleich zu den
üblichen Touristen weit überdurchschnittlich wäre- informiert ist.
Wir fuhren weiter, fanden den Abzweig der Hole in the Rock Road
einige Kilometer hinter Escalante und stellten uns dort für die
Nacht hin. Es sah indifferent, weder schlecht noch gut für unser
Vorhaben aus. Der Morgen würde es zeigen.
Es hatte leicht geschneit und schneite noch. Verdammte Sch...!
Mmmm, das Risiko eingehen, Sonne auch keine zu sehen, was wenn der
Weg überhaupt zu schlecht ist (was ich nach wie vor nicht glaube),
wann haben wir wieder diese Möglichkeit, hadern, überlegen, abwägen.
Nein. Es hatte keinen Sinn. Ich war enttäuscht und niedergeschlagen.
Die Möglichkeit, dass es nicht klappen würde war zwar bedacht aber
jetzt war sie Realität. Also wieder zurück. Ich begann bald danach
zu überlegen wann ich wieder hier her käme und wie sich das anstellen
liesse - vielleicht drei vier Wochen in einem der Herbstmonate und
dann Colorado Plateau und Zion und sonst nichts? Mal sehen - ein
weiterer Plan für die Zukunft.
Der weitere eigentlich geplante Weg über Moab und damit einen fast
3000 Meter hohen Pass war zwar noch offen aber der Schnee hätte
ehe wir über die Passhöhe fahren hätten können einen Strich durch
die Rechnung machen können. Ausserdem reifte langsam der Entschluss,
Moab - und damit das Mekka der Mountainbiker - zusammen mit dem
Monument Valley, Arches National Park und Canyonlands National Park
aus Zeitgründen zu streichen. (Ich kenne alles davon und Ines den
Grossteil - bis auf Moab Slick-Rock)
Zurück also über den bekannten Weg, vorbei am Bryce Canyon, an
der Tankstelle an der Ines die Kreditkarte vergass - was ihr erst
einen Tag und damit 400 Kilometer später wieder auffiel und zu einer
mittelkomplizierten Nachsendeaktion nach San Diego führte, die aber
erfolgreich abgeschlossen wurde; am geborgenen Helikopterwrack oder
dem was davon übrig war: ein paar Quadratmeter komische Spuren im
Schnee, am Rest-Area Wart der sich den Winter über die Beine in
den Bauch steht und schliesslich an der Abzweigung zum Zion und
damit befuhren wir Neuland (zumindest für diese Reise). Wir waren
auf dem Weg nach Page am Lake Powel in Arizona. Über Kanab und andere,
für den durchreisenden Touristen deutlich weniger interessante Orte
als für die dort wohnende Bevölkerung, ging es nach Page. Eine Stadt
die erst für den Staudammbau des Lake Powels - ehemals Colorado
River - in den 50er Jahren gegründet wurde und mittlerweile auch
über einen WalMart nebst einer schicken und von uns in den folgenden
Tagen häufiger besuchten Library verfügt.
Der unserviced und in der Off-Season sowieso nicht administrierte
Campground beim Lown Rock war unsere Bleibe für die Tage in Page
(Recht schönes halb wildes Camping am weitläufigen Strand des Lakes,
Dumping, 7$?, in der Offseason keine Gebühr aber auch keinerlei
Service, dass die Toilets teilweise doch offen waren entdeckten
wir erst nach einigen Tagen).
Der Tag unserer Abreise lag jetzt drei Monate zurück, es war der
3. Dezember. Man könnte ja behaupten wir hätten uns etwas Besonders
dafür vorgenommen, aber das stimmt nicht, es war Zufall an diesem
Tag den wahrlich besonderen Antelope Canyon zu erleben, "besichtigen"
wäre unpassend gewählt. Ich war hier bereits 1995 und war mehr als
fasziniert. Seit damals waren allerdings einige Jahre vergangen.
Der Antelope ist mittlerweile in jedem Reiseführer und im Sommer
sind hundert Besucher an einem Tag eher wenig. Was dazu führt, dass
man diesen besonderen Platz mit duzenden anderen Besuchern sieht
und dadurch nicht richtig erlebt. Andachtsvolle Stille ist hier
angemessener als Hetze in der Gruppe.
Ich hatte mir in den Kopf gesetzt diesmal den Antelope "by fair
means" zu erreichen, das heisst wenigstens die 7 Kilometer Sand-Dirtroad
zu seinem Eingang mit dem Rad zurück zu legen. Wir fuhren zum Zugang
des Canyons einige Kilometer süd-östlich von Page im Reservat der
Indianer und trugen dem "diensthabenden" Indianer unseren Wunsch
vor, mit dem Rad zum Canyon zu fahren. Er war etwas überrascht aber
bewilligte unsere Bitte. Damit waren wir quasi dem 60-Minuten-Zyklus
entkommen und konnten mehr als die mittlerweile zu meinem Erschrecken
übliche eine Stunde an diesem Ort verbringen. Wir fuhren also die
paar Kilometer durch den Sand zum Eingang in das Zauberreich. Dort
angekommen heisst es erst mal warm anziehen, denn auch wenn es hier
Wüste ist friert man nach einiger Zeit im Canyon doch und das würde
den Genuss schmälern. Im Gegensatz zu einem Besuch im Sommer bei
dem uns wahrscheinlich schon am Eingang eine Menschentraube begegnet
wäre, hatten wir den Canyon an diesem Tag fast für uns. Wie wir
ankamen waren nur zwei andere Besucher da die bald abgeholt wurden.
Während der gesamten Zeit die wir dort verbrachten waren weniger
als zehn Besucher da. Eine Situation die man seit einigen Jahren
wohl nur noch im Winter erlebt. Die Bekanntheit des Canyons hat
sich seit meinem ersten Besuch 1995 erheblich gesteigert, mit der
Folge, dass hier in der Saison an einem Tag mehr als hundert Besucher
anzutreffen sind. Jeder will diesen einmaligen Ort - der dummerweise
recht leicht erreichbar ist - erleben. Die Frag ist ob das notwendig
ist? Ja es ist notwendig denn es ist möglich. Oder anders: es ist
nicht zu verhindern auch nicht bei den recht gesalzenen Preisen
von 17,50$ pro Person, und soll man es verhindern? So wie es derzeit
unter mehr oder minder strenger Aufsicht der Navajos stattfindet
wird dem Ort wenig Schaden zugefügt. Zweifelhaft bleibt dabei aber
das Empfinden und Erfahren des Ortes durch den Einzelnen in der
Masse der Besucher, aber damit haben viele Menschen zum Glück kein
Problem.
Zurück zu unserem Besuch.
Seit dem ich damals da war begleitete mich der Antelope durch Fotos
die ich in meinen jeweiligen Zimmern hängen hatte. Jetzt war ich
wieder hier. Endlich. Die Faszination war noch die gleiche. Wie
fieberhaft machte ich mich auf die Suche nach Farben, Formen und
schliesslich Kompositionen. Trotz des eher niedrig stehenden Lichtes
und der relativen Dunkelheit lassen sich immer neue Strukturen entdecken
deren Anordnung im Sucher und schliesslich deren Abbildung einer
Art künstlerischen Jagd gleichkommen. Diesmal hatte ich nicht nur
das beste vorstellbare Stativ, sondern auch eine unmittelbare visuelle
Kontrolle durch die digitale Kamera und besonders eine Assistentin(es)
die beim Handling der Kameras deren Sandkontakt verhinderte. Vor
und zurück bewegten wir uns und hielten Ausschau nach interessanten
Strukturen. Mittlerweile waren wir zwei Stunden im Canyon und eigentlich
soweit am Ende unserer Entdeckungsreise. Ich wollte noch ein paar
Fotos mit Rad machen, da kam leider der Navajo und meinte er würde
den Canyon für heute schliessen und er wolle uns im Auto mitnehmen.
Schade - naja dadurch den Rückweg gespart, als Polsterung der Räder
diente der patagonia-Petzi.
(Eine Sonderseite zum Antelope Canyon mit mehr Fotos in besserer
Auflösung findet sich hier.)
Die Nacht verbrachten wir wieder am Loan Rock am Lake Powell. Die
Idee war eventuell am folgenden Tag je nach Wetter entweder zur
Wave zu fahren bzw. gehen oder zum San Juan River nach New Mexico
zu fahren.
Die Wolken am nächsten Morgen liessen letztere Alternative als
die Bessere erscheinen. Von Page ging es über die 98 nach Süden.
Und nach wenigen Kilometern schneite es auch tatsächlich. Zum Glück
war die Strasse frisch gesalzen und die Fahrt daher verlangsamt
aber durchaus möglich. Nur von der Landschaft sah man absolut nichts
mehr. Über Kayenta, Mexican Water und Four Corners ging es nach
New Mexico, vorbei an Monument Valley und Valley of the Gods - bei
bedecktem Wetter wäre es eh nicht so interessant gewesen. In New
Mexico fuhren wir über Farmington, wo wir uns im K-Mart die Fishing
Licence besorgten, und dann bei Dunkelheit und wieder einsetzendem
starkem Schneefall über Aztec weiter zum San Juan River. Etwas ratlos
wo man sich hier hinstellen konnte, stellten wir uns am Simon Point
Fishing Access hin. (Nicht zu empfehlen, da hier eigentlich Campen
verboten und die Ranger mehr als regelmässig kontrollieren was auf
den jeweiligen Access Points los ist).
Am nächsten Morgen war es kalt aber vom Schnee war kaum etwas liegen
geblieben. Wir fuhren zum nächsten Flyshop und bekamen eine wohl
schon hunderte Male vorgetragene detaillierte Erklärung wie man
hier am besten fischt. (Kleine Fliege 20-26, Mückenlarven und Midge-Pupa
in cream, braun und rot, RS2, kleinste Adams und Midge Imitationen,
Cluster wie Griffits Gnat oder Super Pupa, Emerger und andere ähnliche
Muster. Zwei Fliegen am Vorfach mit etwas Bleischrot und Bissanzeiger
(natüprlich nur bei den Nymphen). Präzise und ausdauernd geworfen...).
Neben Fliegen und schönen neuen Sage Ruten (die SLT 8 1/2 Fuss 5er
hat es mir besonders angetan) hatte der Laden auch etwas was uns
besonders gefiel: eine graue Mietze. Wie könnte man sie mitnehmen?
Nein das ging leider nicht... Wir fütterten sie mit etwas Paprikasalami
und Milch, offensichtlich war sie hungrig und die mir absolut nicht
schmeckende US-style Salami war ihr wohl gerade recht, wenn ich
mir auch Sorgen machte ob sie ihr nicht zu scharf sei. Wir liessen
die liebe, uns sofort ans Herz gewachsene, Mietze zurück und machten
uns auf den Weg zum Wasser. Dort empfing uns mehr als ein Dutzend
parkende Pickups und dazugehörige Fischer - und das am 5. Dezember
also totaler Off-Season. Wie mag das hier erst sein wenn was los
ist?! Der Parkplatz ist dann wohl mit seinen ca. 50 Stellplätzen
voll. Ein deutliches Zeichen dafür das die Tailwater Fischerei des
San Juan sowohl gut als auch bekannt ist. Die drei Tage die wir
am San Juan verbrachten fischten wir im Bereich der oberen Flats
direkt oberhalb vom Cable Hole Pool. Die Fische waren an allen der
sonnigen Tage mehr oder minder oberflächenaktiv, besonders natürlich
um die Mittagszeit, da während dieser Zeit auch die Insekten am
aktivsten waren. Kleine Midges in Grösse 24 oder kleiner, teilweise
Super Pupa, kleinste Adams und Aufsteiger waren die Lösung. Eine
mühsame Fischerei, da die Fische nur mit geringer Wahrscheinlichkeit
die eigene winzige künstliche Fliege unter den hunderten anderen
Natürlichen Insekten nehmen. Zahlreiche präzise Würfe sind notwendig,
dann ist noch die eigene Fliege zu erkennen und der Anhieb richtig
zu setzen. Obwohl die Fische zahlreich sind ergibt sich daraus eine
eher bescheidene Ausbeute an gehakten Fischen - mir erging es zumindest
so. Fünf bis vielleicht zehn Fische am Tag war ein Erfolg. Man sieht
ein Dutzend unregelmässig steigende Fische in wenigen Metern Entfernung,
weiss ungefähr was sie nehmen aber nicht genau was, wechselt zwischen
24er Adams und Super Pupa, oder doch 20er PheasentTail, wirft und
wirft und irgendwann ist die Fliege an der Stelle an der ein Fisch
meint wieder eine Fliege nehmen zu wollen und wenn man Glück hat,
merkt man auch, dass die genommene Fliege die eigene Künstliche
ist, schläft nicht und setzt den Anhieb richtig und nach zwei drei
Fluchten hat man eine Schöne Schuppenträgerin im Kescher und ein
Beobachter könnte ein zufriedenes Lächeln aus dem tiefsten Innersten
bemerken. Das Ganze erfüllt einen so, dass man seine Umwelt vergisst
und ehe es man sich versieht, sind zwei Stunden vorbei und man hat
eigentlich immer nur auf eine Fläche von wenigen Quadratmetern geworfen
und gestarrt, aber diese Quadratmeter bedeuteten für einen die Welt
und alles andere drum rum wird unwichtig. Das ist ein Teil der Fliegenfischerei.
Die Nächte die wir während der Zeit am San Juan erlebten und auf
dem Campground am See im Navajo State Park (recht schöner Platz,
wenn voll etwas eng, wir waren alleine dort, teilweise Electrical
Hookup, Duschen, ca. 12$) verbrachten waren klar und recht kalt.
Nach der frostigen Nacht waren die ersten Stunden der Fischerei
immer etwas kühl, teilweise war das Wasser an ruhigen Stellen am
Rand gefroren.
Am Nikolaus (6. Dezember) schlug ich einen Fisch ab, der geschmacklich
allerdings bei weitem nicht an die Bighorn Forellen herankam, die
Reste des Fisches bekam die uns immer mehr ans Herz wachsende graue
Mietzi, die sich darüber sichtlich freute. Wir blieben bis zum Samstag
den 8. Dezember, fischten noch am Vormittag und machten uns dann
am Nachmittag wieder auf den Rückweg nach Page. Diesmal hatten wir
keinen Schnee auf der Strasse und kamen unbehelligt in Page an.
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