Am Montag, den 3. September ging es also los. Per United Airlines
(hat eine gewisse äusserst tragische, ihres Ausmasses noch nicht
abzuschätzende und zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbare Bedeutung)
ging es von München (Danke an meinen Vater für das Bringen und den
dafür aufgebrachten Tag!) über Frankfurt nach Denver weiter nach
Vancouver. 22 Stunden unterwegs nach durchgearbeiteter Nacht. In
Vancouver dann Übernachtung in einem Hotel, um am nächsten Tag den
Camper zu übernehmen (Weitere Infos zum Camper und zu Miete, Kauf
oder Leasing auf der entsprechenden Seite). Die Übernahme verschob
sich zu unserem Leidwesen um fast drei Stunden. Aber auch die gingen
vorüber. Diese wurden mit einem ässerst nordamerikanischen
Frühstück verbracht: süsse Kaffeestückchen und
Kaffee aus Pappbechern vor dem Hotel auf dem Parkplatz sitzend,
da der Frühstücksraum einfach geschlossen war. Da noch
etwas Zeit war, wurde eine Tanke gesucht, um einen Rand McNally
(US-Strassenatlas) zu kaufen. Diesen fanden wir zwar nicht, dafür
aber eine Menge Brombeeren, die wild am Strassenrand und weiter
dahinter wuchsen und uns als zweites Frühstück dienten.
Das Fahrzeug stellte sich als ausreichend gross für zwei Personen
heraus (zugross ? - nein: komfortabel!) . Wir räumten es ein (Ein
bisschen wenig Stauraum für unser Zeug - die Kleiderfächer sind
gestopft voll) und machten uns auf den Weg Richtung erstes grosses
Ziel: Montana. Von Vancouver ging es dazu Richtung Süden - also
USA, genauer Washington. Grenzübertritt, Maul und Klauenseuche Kontrolle
- sehr praktisch, dass unser Kühlschrank jungfräulich war, sonst
hätten wir wohl einen längeren Aufenthalt gehabt und einen Teil
zurücklassen müssen. (Diese Kontrolle, vor dem Hintergrund der zum
Zeitpunkt dieser retrospektiv entstehenden Zeilen geschehenden Ereignisse,
ist schlichtweg ein Witz und zeigt in Ansätzen die Situation des
Staates hier und vielleicht auch die Hybris zu der Menschen manchmal
neigen.) Weiter ging es Richtung Süden. Der grosse erste Einkauf
mit Nahrungsmitteln kostete ca. 500DM, wobei wir schon einen einseitig
festgesetzten Rabatt in Anspruch nahmen (drei Kisten Corona wurden
nicht berechnet). Alles einräumen - nicht nur für unser Zeug war
der Platz knapp, sondern auch für die Nahrungsmittel. Danach ging
es weiter Richtung Osten auf dem HW2 in die Berge. Dort wurde auf
einem guten Platz im Wald neben einer Strasse bei Index die erste
Nacht im Camper verbracht. Zum Essen gab es - wie konnte es anders
sein: Rind vom Grill. Für lediglich 15$ konnten wir einen Gas-Barbeque-Grill
erstehen der mit Gaskartuschen von Coleman befuert wird. Sehr praktisch.
Erspart das Brennholz suchen, Grillkohle beschaffen und überhaupt
geht es viel schneller und ist regelbar.
Am nächsten Morgen ging es recht früh weiter nach Osten über den
in Wolken versteckten Stevens Pass, der zugleich, wie so häufig
an den Cascade Mountains, die Wetterscheide war. Im Osten war das
Wetter wunderbar sonnig und warm. Die Route über die 2 stellte sich
als zusehends attraktiver und sehr empfehlenswert heraus. Nicht
zu träumen hätte ich gewagt, dass ich, nachdem ich vor einigen Wochen
in der Sueddeutschen über den Amerikanischen Ort im "Bayerischen
Stil" Leavenworth gelesen hatte, dort jemals hinkommen würde.
Noch dazu las ich auch irgendwo, wenige Tage zuvor, dass der Ort
von Waldbränden nach dem sehr trockenen Sommer 2001 bedroht wäre.
Um halb zehn am Vormittag waren wir dort. Möchtegern Bayern. So
wie es sich die US-Amerikaner vorstellen. Gut für ein Foto und für
den Kauf einer kleinen Bayerischen und einer Schwedischen Flagge.
Weiter Richtung Osten.
Ich habe mich immer gewundert warum ich in meinem Rand McNally
(USA-Auto-Atlas) auf der Karte von Washington, recht genau in der
Mitte des Bundesstaates eine Bleistiftkreuz hatte. Tobias Brown
(Danke Tobias für Alles! - Die Tränen kommen mir auch noch nach
fast fünf Jahren...) hat es gemacht um mir eine besondere Fischstelle
zu markieren - ich wusste aber nicht mehr welche. Im Atlas den wir
jetzt hatten (ein Geschenk unseres Motorhomevermieters) stand allerdings
der markante Name: Dry Falls. Hier blieben, nachdem es dort vor
Jahrtausenden einen riesigen Wasserfall gegeben hatte (weit grösser
als die Niagara Fälle), einige Seen zurück, die jetzt ausgezeichnete
Forellenfischerei aufweisen. Das nächste am Weg liegende Ziel nach
Leavenworth war also klar. Leider hätte Fischerei dort ohne Bellyboats
(Im Prinzip LKW-Reifen-Schläuche mit deren Hilfe man wie in einem
kleinen Boot auf Seen fischen kann) wenig Sinn gehabt. So wurde
nur die geologische Besonderheit begutachtet und nicht die Regenbogenforellen.
Wann anders.
Über Spokane ging es nach Idaho. Dort ein erfrischendes Bad im
klaren und angenehm temperierten Coeur d`Alene Lake genommen. Entlang
des sich zusehends leerenden 90er Freeways weiter nach Montana.
Dort spät in Missoula angekommen und noch eine Fischereikarte besorgt
(der Versuch eine deutlich günstigere Residential Permit zu erhalten
scheiterte). Wo die erste Nacht in Montana verbringen? Ein Blick
auf die Karte: der erste wohl geeignete National Forest Campground
befindet sich südwestlich von Missoula am Rock Creek. Sehr gut traf
es sich, dass im Montana Fishing Guide gerade dieser kleine Fluss
als Idealbild eines Fliegenfischerflusses beschrieben wird. Bei
der Ankunft sollte wir davon noch nichts mitbekommen - es war bereits
stockfinstere Nacht.
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