Nach diesen unverhofften und wunderbaren Tagen am Rock Creek ging
es weiter Richtung Osten zum Georgetwon Lake. Einem See auf ca.
2000 Meter, in dem es einige Regenbogenforellen zu überlisten gab.
Wir fanden einen sehr schönenen Campground, Piney, von dessen Ufer
man direkt fischen konnte und abends die Fisch nach unseren WoolyBugers
(olivegün und schwarz) schnappten. Wie üblich bei langen Würfen
mit einem Streamer war es nicht ganz leicht einen Biss auch in einen
gehakten Fisch umzusetzen, aber es machte grossen Spass abends bei
ruhigem Wasser auf offensichtlich vorhandene und bereitwillig die
Fliege nehmende Fische zu fischen. Südlich und nördlich des Sees
finden sich in den Wäldern zahlreiche kleine Seen, deren Befischung
sicher mal eine interessante Herausforderung wäre.
Am folgenden Morgen ging es nach einigen erfolglosen Würfen zum
Aufwachen weiter über Anaconda nach Dillon. Anaconda zeichnet sich
durch eine einzige breite Strasse aus, über die die Autos kriechen
und einen massiven Schornstein, der von ehemaliger Minenetätigkeit
zeugt. Die reine Trostlosigkeit. Nach gut zwei Stunden waren wir
in Dillon.
Patagonia Outlet. Einkaufswut. Allerdings hielt sie sich, aus Mangel
an interessanten Angeboten, stark in Grenzen. Wo ich vor sechs Jahren
noch mit unzähligen Jacken den Laden verliess, kaufte ich jetzt
nur eine. Allerdings konnte ich nach zweijährigem Gebrauch (allerdings
nur 25 Fischtage) meine überaus stark ramponierten Watschuhe gegen
die Rückerstattung des vollen Kaufpreises zurückgeben. Patagonias
Garantie zahlt sich bei solchen Aktionen aus... Und zugegeben -ich
wurde abdrünnig und kaufte mir am gleichen Tag die Konkurenzprodukte
von Simms und einen neuen Kescher - der alte musste wegen Gepäcklimit
zu Hause bleiben. Ines erging es etwas schlechter. Sie musste dann
doch einen fast vierstelligen DM Betrag im Laden lassen. Allerdings
bekam sie dafür alles bis auf die eine Jacke auf dem Foto - die
war meine. Und offensichtlich hat ihr das Einkaufen grossen Spass
gemacht. Die Fotos sprechen für sich.
Dillon ist eine weitere faszinierend trostlose Stadt. Das einzig
bemerkenswerte ist der nahe Beaverhead River, der einen ausgzeichneten
Ruf bei Fliegenfischern geniesst.
Er war das Objekt unserer Begierde für die beiden folgenden Tage.
Mittlerweile den 11. und 12. September. Beide Tage fischten wir
stromauf der Henneberrybridge. Einige grosse Mountain Whitefische
- eigentlich Renken und interessantere Bachforellen konnten überlistet
werden. Teilweise waren die Whitefishe um 50cm gross, die Bachforellen
eher kleiner, dafür aber wunderschön. Erfolgreiche Fliegen waren
Trico-Spiner, kleine Emerger und verschieden 16/18er Fliegen mit
Grizzlyhecheln.
Ines hatte ein sehr glückliches Händchen und fieng wie es mir schien
auf fast jede Fliege einen Fisch. Der Beaverhead hatte zu dieser
Zeit einen sehr niedrigen Fluss von ca. 50 cubicfoot per second
- normal wären ca. 200. Für uns war das gut, denn zum einen konnten
wir diesen sonst kaum zu bewatenden Fluss zu fuss und ohne Float
befischen und zum anderen waren die Fische im wenigeren Wasser konzentrierter.
Nach meinen ersten etwas mühsamen Versuchen dort vor sechs Jahren,
waren diese beiden Tage nun erfolgreicher.
Am Dienstag Abend fuhren wir ins nahegelegene (amerikanische Massstäbe
- es waren ca. 35km) Ghosttown Bannack. Bei Abendstimmung waren
wir dort mutterseelenalleine und machten ein paar Fotos. Eigentlich
wollten wir da bleiben aber die Stateparkcampgebühren erschienen
uns zu hoch. Also fuhren wir wieder zurück zur Hanneberrybridge,
um am folgenden Morgen dort noch etwas zu fischen und gegen zwölf
Richtung Twin Bridges zu Winston, einer Rutenfirma, zu fahren. Dort
nahmen wir an einer Besichtigung der Produktion teil (jeden Wochentag
um 14:00 Uhr, ohne Anmeldung, kostenlos), die im Westenlichen daraus
bestand, dass jeweils darauf hingewiesen wurde, dass der jeweilige
Arbeitsschritt "company secret" sei und uns deswegen nicht gezeigt
werden könne. Kurzum die Führung bei Hardy in Alnwick ist interessanter.
An unserem zweiten Tag am Beaverhaed, dem 11. Septembener 2001
erfuhren wir von den, wenige Stunden zuvor begangenen, Flugzeugentführungen
und den Flügen der drei entführten Maschinen in die Worldtradecentertürme
und das Pentagon und den Absturz der vierten entführten Maschine.
Zwei der Flüge waren United, die Fluggeselschaft mit der wir herflogen
und eigentlich auch gedachten wieder zurückzugfliegen. Was diese
schrecklichen und menschenverachtenden Anschläge für Folgen
haben werden, wird sich inden folgenen Wochen und Jahren zeigen.
Nur auf den ersten Blick erscheinen sie meiner Meinung nach überraschend.
Wirkungsvoller kann man einer Nation kaum einen Stich und eine Demütigung
versetzen, als eines ihrer Symbole zu zerstören. Hinweise auf die
Antwort zur Frage warum gerade diese Nation, könnte man durch einen
Blick auf ihr Verhalten in den letzten Jahrzehnten Weltpolitik erhalten.
Weiter ging es nach Virginia und Nevada City. Zwei touristische
historisch angehauchte Dörflein zwischen Dillon und Ennis.
Dort hielten wir und machten Kaffeepause um fasziniert einem Hund
zuzusehen, der sich auf die Strasse legte um keinem, auch noch so
schnell ankommenden Auto Platz zu machen. Er wusste, dass ihn keiner
überfahren würde und machte sich einen Spass daraus. Nur, wenn ihn
einer unmittelbar anhupte drehte er gelangweilt den Kopf. Ein lustiges
Schauspiel, das noch durch die Versuche einiger unkundiger Touristen
angereichert wurde, die versuchten diesen scheinbar verwirrten Hund
von seiner angestammten Strasse zu lotzen
Über Ennis fuhren wir am Nachmittag weiter zum Beartrap Canyon
des Madison. In Ennis wurde in einem Flyshop die goldene Karte gezückt.
Wie üblich.
Im Canyon stellten wir uns an den Trailhead der Wildernesarea und
fischten noch eine gute Stunde in die Dunkelheit mit grossen Streamern
(Whoolybuggers), auf der Jagd nach grossen Bachforellen. Leider
erfolglos. Damals mit Tobi hatte ich hier mehr Glück, kann sein,
dass wir zu spät dran waren und der frühe Abend besser wäre. Als
Abendessen aber gab es dennoch Fisch - allerdings vom Beaverhead.
Renkenfilet mit Kartoffelbrei und Salat. Die Filetiererei war eine
rechte Metzelei. Das Messer irgendwie für diese Fischgrösse zu klein.
|