Per Fähre verliessen wir Victoria und kamen nach eineinhalb Stunden
ruhiger Überfahrt - leider ohne Sicht auf den Mount Olympus auf
der Olympic Peninsula - in Port Angeles im Bundesstaat Washington
wieder in den USA an. Unsere Befürchtung wir müssten unsere Bulk-Packung
New York Steak aus Canada nebst den anderen frischen Lebensmittel
die wir hatten an der Grenze abgeben, erwies sich als unbegründet.
Wir wurden zwar nach einer absichtlich dummen Rückfrage von mir
auf deutsch (!) gefragt ob wir "Pflanzen dabei hätten" worauf ich
ohne lügen zu müssen "nein" antwortete, aber keiner inspizierte
unseren Kühlschrank oder fragte weiter nach. Normalerweise ist die
Einfuhr der meisten frischen Lebensmittel in die USA und ganz besonders
nach Californien strengst untersagt. Wir hatten also Glück.
Gleich hinter der Fährankunft in Port Angeles entdeckten wir einen
recht gut sortierten FlyShop der bei uns fast nicht erhältliche
Bindematerialien im Angebot hatte. Um die "Vogelschützer" bzw. Landesbund
für Vogelschutz Mitglieder (man muss ja nur die Vögel schützen -
gell Herr Guckelsberger) unter den Lesern nicht zu sehr zu ärgern
werde ich hier keine Namen der Vögel nennen. Dabei wäre ein Balg
gewesen den ich seit Jahren suche, aber die Ungewissheit bei der
Einreise nach Deutschland hielt mich dann doch vom Kauf ab. Wir
erfreuten uns noch an der nagelneuen Library in Port Angeles und
deren gutem Internetzugang und fuhren dann weiter nach Westen um
die Peninsula rum. Im FlyShop wurde uns zu unserer Erleichterung
mitgeteilt, dass die eigentlich sehr guten Flüsse wegen des Regens
unbefischbar sein. Wir mussten also hier nicht fischen und konnten
Pause machen. Bei schönerem Wetter soll die Olympic Peninsula mit
ihren Bergen und dem Regenwald recht reizvoll sein. In der Dunkelheit
und bei schlechter Sicht bekam man davon allerdings wenig mit. In
der Dunkelheit und zunehmendem Wind kamen wir noch bis zum Campground
bei Kalaloch am Pacific. Der Wind wuchs sich in der Nacht zu einem
kleinen Sturm aus und lies den Camper mehrmals so erschüttern, dass
man dachte er fällt jeden Moment um, was aber wohl erst bei einem
Wirbelsturm der Fall gewesen wäre, aber es schwankte schon sehr.
Faszinierend war es, in der Dunkelheit dem Treibholz in der Brandung
zuzusehen. Wenn diese Baumstämme aufeinanderschlugen klang es wie
das dumpfe Grollen eines fernen Gewitters.
Weiter ging es nach Portland wo wir Katy und Michael besuchen wollten
die ich beide von meiner Reise 1995 aus Bozeman (Montana) kannte.
Ich verbrachte damals als Besuch von Tobias, der einige Wochen bei
ihnen wohnte, ein paar Tage bei ihnen. Vor dem Besuch stand allerdings
die Reparatur des Kühlschranks auf dem Programm dessen Kühleinheit
ein Leck hatte und daher seit Terrace nicht mehr kühlte. Ausser
der Rechnungssumme von 806$ war die ganze Angelegenheit unproblematisch.
Jetzt kühlt er wieder unser Bier und das Fleisch bzw. Schnitzi.
Gegen Abend trafen wir bei Katy und Michael ein und bewunderten
erstmal ihr grossräumiges Haus. Wir waren die erste Stunde alleine,
denn die Beiden waren noch unterwegs und das Haus hell erleuchtet
und unabgesperrt - mit einem Zettel an der Tür auf Deutsch von Michael
- er meinte (wohl zu Recht), dass das wie eine Geheimsprache sei
die hier eh keiner versteht. Ich war ganz fasziniert, dass das Haus
voll unterkellert war und daher einen riesigen Kellerraum aufwies.
Was in Anbetracht der Interessen der beiden auch zwingend erforderlich
ist: Radfahren, Skifahren, Fischen und Klettern. Zu meiner Freude
und Überraschung kamen am Abend noch Charlie und Carol aus Seattle
zu Besuch. (Charlie ist ein sehr guter Freund von Tobias gewesen).
Zusammen gingen wir zum Sushi-Essen. Oder besser gesagt zum: "All
You can eat Gourmet Sushi-Essen". Zu sechst assen wir an einem Berg
Sushi der in Deutschland sicher mehr als 500DM gekostet hätte -
wenn man es überhaupt bekommen hätte und nicht die "Sushi-Köche"
ob der Menge zur Verzweiflung gebracht hätte.
Tagsdarauf wollten die beiden Einladenden zum Skifahren und wir
Portland besichtigen. Portland macht derzeit eine wirtschaftliche
Entwicklung durch, die mit der San Franciscos in den letzten 10
Jahren Ähnlichkeiten hat. Die Wirtschaft boomt, die Lebensqualität
ist attraktiv, was zu starkem Zuzug und den üblichen Begleiterscheinungen
führen wird. Miet- und Grundstückspreise steigen bereits rapide,
die Lebenshaltungskosten werden steigen und dann haben sie die Probleme
wie jetzt München. Der Bürgermeister von Portland wurde schon zitiert
mit dem Statement "Schauen Sie sich Portland an - aber ziehen Sie
bloss nicht her!". Ein Beispiel für die mit San Francisco Parallelen
aufweisende Stadtentwicklung ist der Stadtteil in dem sich der neue
Patagonia Store befindet - ein etwas abseits liegendes Viertel mit
ehemals nicht so gutem Ruf, ganz ähnlich wie das durch den Internetboom
in San Francisco fast nicht mehr wiederzuerkennende South of Market.
Patagonia hat hier zumindest die Gunst der Stunde genutzt und einen
wunderbaren weitläufigen Laden eröffnet. (Wir haben nichts gekauft!).
Das Wetter in Portland war so schlecht, dass wir ausser einem ausgedehnten
Stadtspaziergang nichts machten und keine Lust verspürten, den für
Portland bekannten Rosengarten zu besichtigen.
Am folgenden Tag meinte es das Wetter mit uns gut und wir hatten
wunderbare strahlende Sonne auf unserem Weg von Portland nach Tillamook
am Pacific. Über den "Three Capes Scenic Drive" ging es von da an
wieder in den Süden. In die Dämmerung und an lauter schliessenden
Drachenläden - ich dachte eigentlich daran einen für Baja zu kaufen
- vorbei fuhren wir bis zum Carl Washburne Statepark Campground
einige Kilometer nördlich der Oregon Dunes. Der Highway 101 führt
mal mehr mal weniger schön an der Küste entlang. Zahlreiche Stateparks
mit Strand- bzw. Meerzugang säumen den Weg.
Wieder erlebte ich die Oregon Dunes bei mässigem Wetter. Naja in
Oregon regnet es halt viel... Die Oregon Dunes sind wie der Name
sagt eine riesige Dünenelandschaft die sich über fast hundert Kilometer
an der Küste entlang zieht. Teilweise sind die Gebiete für ATVs
(All Terrain Vehicle - Also vierrädrige Motorräder bzw. Dünenbuggies)
freigegeben. Eine Mischung aus Geiz unsererseits und Feierabend
der Verleiher führte dazu, dass wir uns diesem Spass nicht hingaben.
Bis nach Californien schafften wir es wieder nicht und so schlugen
wir unser Nachtlager am Humbug Mountain State Park auf. Ähnlich
wie auf der Olympic Peninsula wurde der Camper durch den Sturm der
in der Nacht aufkam durchgeschüttelt. Der Wind war auch am nächsten
Tag noch so stark, dass man sich am Strand regelrecht gegen ihn
lehnen konnte und aufpassen musste vom herumfliegenden Sand nicht
sandgestrahlt zu werden.
Unser nächstes Ziel war der Jedidiah Smith State Park im nördlichsten
Californien und dessen Redwoodrainforest. Ein teilweise enger Forstweg
führt hier wunderbare 15 Kilometer durch dichten Riesenbaumregenwald.
Ein besonderes Erlebnis auch dann, wenn man die Riesenbäume schon
wo anders gesehen haben sollte. Dieser Park ist weniger bekannt
und ein paar Kilometer abseits der Hauptrouten. Im kleinen türkiesenen
Flüsslein das durch den Wald fliesst entdeckten wir sogar in einem
Pool einen Lachs auf Laichwanderung - aber wir fischten nicht und
fuhren weiter. Danach ging es wieder südlich von Crescent City auf
den Highway 101. Ich erwähne das hier nicht weil Crescent City so
bemerkenswert wäre (es ist eher das Gegenteil) sondern, weil dieser
Ort im weiteren Verlauf unserer Reise ein gewisse Bedeutung bekommen
wird. Wir bogen also auf die 101 ein und fuhren einen Berg hoch.
Ich wunderte mich, da der Motor etwas komisch tat und irgendwie
nicht besonders rund lief. Vielleicht war es das Getriebe - bei
diesen Automatik weiss man ja nie was los ist. Ich hielt an und
kontrollierte das Getriebeöl - es war tadellos - komisch. Wieder
starten und weiterfahren - nach ein paar hundert Metern wars dann
wirklich komisch und der Motor nahm gar kein Gas mehr an, rechts
ran fahren (zum Glück war da eine sehr grosse Parkbucht) und das
wars. Mehrere Versuche den Wagen noch zu starten verliefen immer
erfolgloser. Schliesslich keinerlei Zündung mehr. Entweder war die
Zündung kaputt oder das ganze Teil bekam kein Benzin mehr. (Im Tank
waren noch 50 Liter - Benzinmangel im Sinne eines leeren Tanks schied
also aus) Naja da musste fremde Hilfe her. Ich packte also das Rad
zog mich wetterfest an (es regnete in Strömen) und fuhr die paar
Kilometer nach Crescent City, hielt beim ersten sachdienlich erscheinenden
Ort (einem RV-Park) an und fragte um Hilfe. Das Resultat war ein
Gespräch mit einer Autowerkstatt mit dem Hinweis ich sollte den
Akku vom Motorhome zu schalten. Dieser Hinweis beruhte aber wohl
auf einem Missverständniss. Ich radelte zurück gegen Gefälle und
Sturm, versuchte es und hatte natürlich keinen Erfolg. Also die
letzte Möglichkeit: Abschleppen lassen. Irgendwann konnte Ines einen
Propanlaster anhalten der uns zwar nicht abschleppen konnte aber
so doch den Abschleppdienst anrief. Der war nach ein paar Minuten
da und wir erlebten unsere wohl teuersten Kilometer in einem Auto.
Wohl 100 DM pro Kilometer kostete das Abschleppen. Wir strandeten
nur ca. 4 Kilometer hinter Crescent City daher ergab sich eine äusserst
schlechte Relation zwischen Kilometern und den Abschleppkosten von
160$. Unser grosses Glück war allerdings nicht mitten in den Redwoods
zu stehen.
Mittlerweile war es Nachmittag und am Camper würde heute nichts
mehr gemacht werden. Wir waren also in Crescent City und hatten
Zeit. Zum Glück waren Library, Safeway und Kino (!) nicht weit weg.
So kam es, dass wir nach dem Essen ins Kino gingen und einen Film
ansahen bei dem man am Tag danach auf die Frage was man gesehen
hätte einige Augenblicke überlegen müsste. Kurzum er war für die
einsame Zeit in den Sesseln (es waren ausser uns nur noch zwei weitere
Besucher im Kino) unterhaltsam aber darüber hinaus belanglos. Wens
interessiert, der Film hiess "Heist".
Am folgenden Morgen wurde dann der Camper gerichtete. Tatsächlich
- es war das Benzin. Die Benzinpumpe hatte das Zeitliche gesegnet
und musste ausgetauscht werden. Für weitere 470$ waren wir Mittags
wieder flott und konnten unseren Weg nach Süden fortsetzen. Scheisse!
dieses Auto wird langsam teuer!
In der Dämmerung kamen wir in den echten (!) und sehr schönen viktorianischen
Ort Ferndale. Es regnete wie in einem Film. Wir schlenderten - sofern
man das bei Regen kann - durch die Hauptstrasse und genossen in
einem Diner-Cafe eine synthetische Hot-Choclade die uns etwas wärmte.
Danach wieder einer dieser Irrfahrten auf der Suche nach einem geeigneten
Ort für die Nacht die nach vielen Meilen ein gutes Stück südlich
auf der Zufahrt zum geschlossenen Albee Creek Campground (bekannt
von vor 6 Jahren) an der "Avenue of Giants" auf einem Trailheadparkplatz
endete. Eigentlich nicht gestattet aber in der Off-Season geht so
einiges durch was im Sommer nicht möglich wäre. Die "Avenue of Giants"
ist eine Kette aneinander hängender State Parks mit Redwoods. Ein
Wald der es mit seiner Urtümlichkeit und seinen Riesen sehr angetan
hat.
Wir fuhren noch ein paar Kilometer auf der Avenue und schlugen
dann den schnelleren Weg über die 101 nach San Francisco ein. Nach
nervender Fahrt über teilweise volle Strassen und einen Stau erreichten
wir die Stadt am Golden Gate gegen Mittag. Über die überraschender
Weise kaum bewachte Brücke ging es in meine Lieblingsstadt der USA.
Im ehemals nach Reisführer besser nicht zu betretenden Viertel "South
of Market" (Durch den Internetboom vollzog sich hier eine gravierenden
Änderung - und eine Vervielfachung der Grundstückspreise) wurde
der Camper abgestellt. Das San Francisco Museum of Modern Art (von
Mario Botta geplant) mit seiner "Ansel Adams 100" lockte. Denkste!
Es war Mittwochs einfach geschlossen und am folgenden Tag war Thanksgiving
- also auch zu. Verdammte Sch....! (Ansel Adams ist einer der -
vielleicht der - Fotografen des US-amerikanischen 20. Jh.).
Wir hatten daher genug Zeit für einen Stadtbummel. Dieser galt
dem Eroieren was am Abend angesagt sei und einem Besuch im FlyShop
an der Bush Street. Dort wollte man mir doch glatt eine Rolle für
600$ verkaufen, obwohl ich deutlich zu verstehen gab, dass das mit
Abstand zuviel sei. Ich kaufte weder Ersatzrollel noch Ersatzrute
für Baja.
Für den Abend kam eigentlich nur "Ruby Sky" in der Innenstadt in
Frage. Ein Club Downtown San Francisco, das sagt eigentlich alles.
20$ für Stacey Pullen pro Person. Wir parkten unser Auto (eine nicht
ganz zu vernachlässigenden Angelegenheit in Anbetracht dessen Grösse)
in der Nähe der Pacific Heights an einer Kirche in einer recht vertrauenserweckenden
Umgebung und machten uns auf den Spaziergang zum Club.
Der Club enttäuschte nicht. Ein altes Theater mit Loge im ersten
Stock und alter Deko. Mal etwas anderes als die gewohnte Hallenkultur.
Im Vorprogramm eine recht treibende Perkussion Group und dann Stacey
Pullen der mit seinem Hardtrance-lastigen Chicago House zwar durchaus
ansprach, mich jedoch nicht vollkommen mitriss. Fast erst im Morgengrauen
fuhren wir über die Golden Gate Bridge und stellten uns im dichten
Nebel in den Marin Headlands auf einen Parkplatz (in der Saison
sollte man das nicht machen - es ist verboten).
Am nächsten Morgen wachten wir auf und sahen Radfahrer um Radfahrer
den Berg hoch fahren. Feiertags(Thanksgiving)-Radausfahrt. In Marin
wurde das Mountainbiken um 1974 erfunden (Namen von Bedeutung: Tom
Ritchey, Gary Fisher, Joe Breeze und andere) und nicht nur dazu
eignen sich diese Küstenberge nördlich von San Francisco sondern
eben auch zum Rennradfahren auf der Strasse. Auf den Spuren der
Pioniere fuhren wir am Nachmittag auf den Mount Tamalpais und da
wir von der Mitte des Anstieges starteten eben zum Schluss noch
mal fast ganz zum Pazifik runter um dann wieder nach oben zu fahren.
Wenn das Wetter es will hat man von hier oben eine recht schöne
Sicht bis nach San Francisco - bei uns wollte es nicht so wirklich.
Es ging weiter nach Süden. Wir verliessen San Francisco und kamen
am Abend noch bis zum ausgesprochen schönen, mitten in den riesigen
Redwoods im Butano State Park gelegenen Ben Reece Campground. (Wasser,
nicht besonders Gross, etwas enge längere Stichstrasse in den Park,
wunderbar zwischen den Redwoods gelegen ca. 12$). Wir genossen die
Stille im Wald und sahen erst in der Früh bei Licht, wie wunderbar
der Campground war.
In Santa Cruz gibt es einen Patagonia Outlet Laden. Grund für uns
dorthin zu fahren. Ja und es gab wieder eine ganze Menge Dinge die
man meint unbedingt brauchen zu müssen. Ines bekam so zum Beispiel
die ultimative Radeljacke (Stretch Light Jacket - in meiner Grösse
gab es sie leider nicht ...), ich ein paar Hemden und eine weitere
Wohlfühl-Mittagsschlafdecke. Der Laden ist zu empfehlen und je nach
Reise einen Umweg wert. Wir fuhren weiter nach Süden.
Jetzt dem bekannten Highway #1 folgend, ging es über deutlich mehr
Kurven als ich in Erinnerung hatte Richtung Cambria wo ich hoffte
sachkundigen Rat für mein Klein Mountainbike und dessen Steuersatz
zu erhalten. Doch bis dahin schafften wir es an diesem Tag nicht
mehr. Starker Regen, Sturm und Dunkelheit erschwerten die Fahrt
auf kurvigen Strassen nahe am Abgrund über dem Meer. Der angestrebte
Kirk Creek Campground am Meer war übervoll, die Landkarte verzeichnete
aber eine Strasse weg von der Küste Richtung National Forest die
wir als Ausweichlösung wählten. Die Strasse führte fast senkrecht
die Küstenberge hinauf. Wir hatten bereits mehrere Kilometer und
an die 400 Höhenmeter zurückgelegt aber waren immer noch erst ca.
800 Meter horizontale Luftlinie von der Küste entfernt. Der Nebel
wurde dichter. Endlich in einer ausholenden Kehre war mehr als genug
Platz, um unser Fahrzeug für die Nacht zu parken. Wir machten bei
leichtem Nebeltreiben und fast unmerklichem Niederschlag noch einen
Spaziergang.
Anmerkung zum Highway #1: Er wird als eines der Schönsten Stücke
Strasse bezeichnet. Er ist es auch. Allerdings kannten wir ihn beide
und fuhren in daher diesmal nur als landschaftlich interessante
Alternative zum schnelleren Freeway im Landesinneren. Eigentlich
sollte man sich für diese Strecke mindestens einen ganzen Tag (besser
zwei oder Drei) Zeit lassen und die Landschaft, das Meer und die
immer neuen Ausblicke gniessen. Unsere Motivation war aber einfach
eine andere.
Zurück zum Nachtplatz hoch über dem Pacific. Im frühen Morgen änderte
sich das Wetter und ein Sturm mit Regen zog durch. Wir sahen es
an den kleinen und grösseren Erdrutschen und Steinen auf der Strasse
zum Meer. Meine Befürchtung eines grösseren, Museklarbeit erfordernden
Erdrutsches bestätigte sich zum Glück nicht. Wir kamen heil auf
der Küstenstrasse an und fuhren nach Cambria zum eigentlich recht
guten Bikeshop. Meinen erhofften Rat für mein Klein bekam ich jedoch
nicht, der Kerl im Laden war einfach nur unkundig, dafür bekam Ines
einen neuen besser passenden Helm.
Von Cambria aus fuhren wir übe die #46 nach Osten ins Landesinnere.
Und hier erfährt die - SchwedenNews-Lesern bekannte - Geschichte
"Florian fährt Auto" eine Fortsetzung. Irgendwo auf halbem Weg nach
Paso Robles war rechts ein verlockend erscheinender vermeintlicher
Haltepunkt mit schöner Aussicht. Ich fuhr rechts auf den "Parkplatz"
und merkte nicht mal mehr, dass das Auto feststeckte sondern es
steckte schon fest. Wir stiegen aus und sahen uns das Schlamassel
an. Die Hinterräder waren so tief im Dreck eingesunken, dass nur
noch zwei drei Zentimeter fehlten und das Chassie wäre hinten am
Hecküberhang aufgesessen. Der Dreck war unter Offroadfahrern als
Gumbo bekannter klebriger Lehm, der so klebte und zäh war, dass
man nach fünf Schritten in ihm an jedem Schuh ungefähr drei Kilo
Dreck hatte. Bloss nicht weiter ohne Überlegung versuchen frei zu
kommen! Wir hatten ein paar Bretter zum nivellieren des Campers
für die Campsites und versuchten diese mit gröberem Splitt zur Traktionserhöhung
garniert unter die Räder zu bekommen. Ich versuchte es noch zwei
drei Mal aber der Camper bewegte sich keinen Milimeter. Scheisse!
Ich war ob der Hoffnungslosigkeit der Situation der Verzweiflung
nahe. Wir brauchten fremde Hilfe - soviel stand fest. Nach zum Glück
nicht sehr langer Zeit gelang es Ines einen 4x4 Jeepfahrer anzuhalten,
der ohne zu Zögern seine Abschleppsachen auspackte und uns rausschleppen
wollte. Zum Glück merkte er noch Rechtzeitig, dass er sich mit der
Idee uns von Vorne rauszuziehen selber eingegraben hätte. Der Untergrund
war einfach auch dort wo er fest schien noch viel zu weich. Kurz
darauf konnte Ines einen weiteren 4x4 Pickup mit Camperaufsatz anhalten.
Er hatte die Idee uns von Hinten schief auf die Strasse zu ziehen,
so konnte er auf der Strasse bleiben und hätte mehr Traktion. Er
hatte auch den richtigen Abschleppgurt (20 000 Pfd Bruchlast) dabei.
Beide Enden des Gurtes wurden an die jeweiligen Anhängerkupplungen
(etwas stabiler als die bei uns Üblichen) befestigt. Ich war etwas
skeptisch, da ich schon das Fahrgestell unseres Campers zerreissen
sah. Doch unglaublich - aber alles hielt. Nach einigen Metern waren
wir draussen. Unser zweiter Retter stellte sich als Feuerwehrmann
vor, der meinte er hätte in früheren Tagen regelmässig am Strand
eingefahrene Camper freigeschleppt. Wir hatten mehr als Glück so
schnell an zwei tatkräftige und fachkundige Helfer zu geraten. Hiermit
ergeht ein "Herzlichen Dank für Eure Hilfe in der Not!" an die Beiden
(inklusive des jeweiligen weiblichen Anhangs, einmal in Form von
Tochter und einmal in Form von Lebensgefährtin (?)).
Wir wahren wieder mobil. Nach diesem Abenteuer setzten wir Steine
und Dreck verspritzend unseren Weg nach Osten fort. Jetzt war natürlich
eine Stärkung notwendig.
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